Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71(10): 837
DOI: 10.1055/s-0031-1280312
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Perinatalmedizin 2011 – Perinatalmedizin zum Anfassen

25. Deutscher Kongress für Perinatale Medizin 1.–3. Dezember 2011 – ICC BerlinPerinatal Medicine 2011 – Hands-on Perinatal Medicine25th German Congress of Perinatal Medicine, December 1–3, 2011, ICC BerlinB. Ramsauer1 , K. Vetter1
  • 1Klinik für Geburtsmedizin, Perinatalzentrum, Vivantes Klinikum Neukölln, Berlin
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Publication Date:
02 November 2011 (online)

Was heißt Perinatalmedizin zum Anfassen? Es geht im engeren Sinn darum, sich der eigenen 7 Sinne zu bedienen, sich Mutter und Kind auch haptisch zu nähern und ärztliche intellektuelle Qualitäten in den Vordergrund zu rücken. Dazu dienen die unterschiedlichsten Veranstaltungen des Kongresses, insbesondere die Hands-on-Kurse und die diskussionsanregenden Workshops.

Wenn eine Studie dieser Tage zu der Schlussfolgerung gelangt, Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft seien nutzlos, so bedeutet dies eine Bewertung unter gewissen Ergebniskautelen. Selbstverständlich wünscht sich niemand eine Zeit zurück, in der die Schwangerschaft eine Black Box war. Dennoch lohnt es sich, auch dieses Thema unter dem Aspekt von Zielen und erreichbaren Ergebnissen zu durchleuchten.

Ärztliche Tätigkeit beruht zunächst auf intellektuellen Leistungen, was Diagnose, Prognose oder Therapie betrifft. Die am Kongress vorgetragenen neuesten Ergebnisse werden für eine Vermehrung des dafür konstitutiven Wissens sorgen. Die sammelbaren CME-Punkte (Continuing Medical Education) symbolisieren dies; auch wenn sie für das umfassendere CPD (Continuing Professional Development) vergeben werden.

Der Klassiker interprofessioneller Kooperation ist die Geburt, an der im Zentrum Hebammen und ÄrztInnen partizipieren. Im weiteren Sinn gesellen sich Anästhesisten und Kinderärzte im ärztlichen Sektor sowie Krankenschwestern und -pfleger unterschiedlichsten Hintergrunds hinzu.

Das letzte Wort zum Einsatz von OTA (Operations-Technische Assistenten), aber auch zu fachübergreifenden Diensten ist noch nicht gesprochen. Bisher hat die Angst vor der Schwangerschaft protektiv im besten Sinn gewirkt. Die Vertreter der verschiedenen die DGPM (Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin) unterstützenden Fachgesellschaften, wie die DGGG (Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe) mit ihren geburtshilflichen Arbeitsgemeinschaften, die GNPI (Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin) oder der DHV (Deutscher HebammenVerband), symbolisieren die Kooperation zugunsten von Mutter und Kind.

Zweifellos ist die Kooperation auch international gegeben, insbesondere mit Ländern wie Österreich und Schweiz, in denen die Muttersprache deutsch sein kann. Wir binden in diesem Jahr auch ganz gezielt Kollegen aus dem zunehmend wichtigeren weiteren europäischen Ausland sowie Nord- und Südamerika ein. Sie werden speziell im Rahmen einer Podiumsdiskussion und eines Workshops, aber auch anderweitig zu international relevanten und unterschiedlich gehandhabten Vorgehen Stellung beziehen. So bringen sich insbesondere schwergewichtige Vorstandsmitglieder des EBCOG (European Board and College of Obstetrics and Gynaecology) und der FIGO (Fédération Internationale de Gynécologie et Obstétrique) in die Diskussion ein.

Der Kongress dient somit nicht nur der Wissens- und praktischen Kenntnisvermittlung, sondern auch der interprofessionellen Diskussion zur Gewinnung gegenseitigen Verständnisses in Zeiten knapper Ressourcen von Fachleuten. Nur durch unprätenziöse Interaktionen können wir weiterkommen, insbesondere dann, wenn sich jeder seinem ausreichend großen Kerngeschäft widmet und den anderen zu verstehen, zu überzeugen, aber nicht zu manipulieren versucht. Gemeinsam kann so auch politisches Gewicht akquiriert werden, das sonst nicht als bedeutsam angesehen wird. Dazu tragen nicht unerheblich die Patientenvertretungen bei, denen extrem viel an einer optimalen Versorgung von Mutter und Kind gelegen ist. Der Kongress bot und bietet hierfür ausgezeichnete Voraussetzungen. Perinatalmedizin zum Anfassen – Begreifen durch Berühren und Berühren lassen.

Dr. Babett Ramsauer

Prof. Dr. Klaus Vetter

Prof. Dr. Klaus Vetter

Klinik für Geburtsmedizin
Perinatalzentrum
Vivantes Klinikum Neukölln

Rudower Straße 48

12351 Berlin

Email: klaus.vetter@vivantes.de