Gesundheitswesen 2011; 73 - A107
DOI: 10.1055/s-0031-1283401

Maßnahmen zur Verbesserung der Palliativversorgung in Deutschland. Eine dreistufige Delphi-Befragung von Akteuren im Gesundheitswesen

M Behmann 1, S Jünger 2, L Radbruch 3, N Schneider 1
  • 1Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • 2Klinik für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Bonn, Bonn
  • 3Klinik für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Bonn; Zentrum für Palliativmedizin, Malteser Krankenhaus Bonn, Bonn

Einleitung/Hintergrund: 2009 wurden in einem mehrstufigen Forschungsprojekt (Förderer: DFG) sechs Kernziele für die Verbesserung der Palliativversorgung definiert (1). Um diese Ziele zu erreichen, werden in einer Fortsetzungsstudie mittels Delphi-Befragung konkrete Maßnahmen erarbeitet und priorisiert. Die Ergebnisse der ersten beiden Befragungsrunden werden vorgestellt. Daten und Methoden: Durchgeführt wurde eine dreistufige Delphi-Befragung mit Akteuren auf der Meso- und Makroebene des Gesundheitswesens (z.B. Patientenorganisationen, Krankenkassen, Politik, Ärzte- und Pflegeverbänden). In der ersten explorativen Delphirunde wurden die Teilnehmer in einer schriftlichen Befragung gebeten, jeweils fünf Maßnahmen für die sechs Kernziele zu nennen. Die Auswertung erfolgte mit qualitativer Inhaltsanalyse. In der zweiten Runde wurden die Maßnahmen auf einer fünfstufigen Skala von „überhaupt nicht zielführend„ bis „sehr zielführend„ bewertet. Ergebnisse: 107 Personen (z.B. Vorstandsmitglieder, Abteilungsleiter; Durchschnittsalter 51 Jahre, 39% Frauen) nahmen an der ersten Delphirunde teil. In der Auswertung wurden 37 Maßnahmen identifiziert, gruppiert in sechs Themenfelder: Angehörige, Qualifizierung und Befähigung, Qualität, Öffentlichkeitsarbeit, Versorgungsangebote und Qualifikation. In der zweiten Runde wurden 14 von diesen 37 Maßnahmen als besonders zielführend eingeschätzt, darunter waren: konsequente Umsetzung der gesetzlichen Regelung zur spezialisierten ambulanten Palliativversorgung; intensive Vermittlung von palliativen Inhalten in der Alten-, Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung; enge Zusammenarbeit von Strukturen der spezialisierten Palliativversorgung mit Hausärzten und Pflegediensten. Diskussion/Schlussfolgerungen: Aufgrund des breiten Teilnehmerfeldes mit Repräsentanten und Interessenvertretern aus unterschiedlichen Bereichen kann von einer guten Akzeptanz der Ergebnisse bei Entscheidungsträgern im Gesundheitswesen ausgegangen werden. Das Spektrum der Maßnahmen bietet eine empirisch fundierte Basis zur Verbesserung der Palliativversorgung z.B. auf den Ebenen von Politik, Systemgestaltung und Qualifizierung. In der abschließenden dritten Delphirunde werden die Maßnahmen priorisiert, um Entscheidungshilfen für abgestufte Implementierungsschritte zu geben.

Literatur:

1) Schneider N, Lückmann SL, Kühne F, Klindtworth K, Behmann M (2010): Developing targets for public health initiatives to improve palliative care. BMC Public Health 10: 222