Gesundheitswesen 2011; 73 - A144
DOI: 10.1055/s-0031-1283420

Geschlechtsspezifische Prävalenz körperlicher und sportlicher Aktivität Jugendlicher in Deutschland

J Bucksch 1, E Finne 2, P Kolip 1
  • 1Universität Bielefeld, WHO Collaborating Center for Child and Adolescent Health Promotion, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld
  • 2Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld

Hintergrund: Körperliche Aktivität stellt eine wichtige Ressource für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen dar. Nur wenige Jugendliche sind jedoch ausreichend körperlich aktiv. Zudem variiert die Prävalenz körperlicher Aktivität mit soziodemographischen Merkmalen, wobei Mädchen konsistent weniger aktiv sind als Jungen. Methoden: Die Stichprobe stammt aus dem für Deutschland repräsentativen HBSC-Survey 2010 und umfasst 5005 Jungen und Mädchen aus den Altersgruppen 11, 13 und 15 Jahren. Einbezogen wurden Selbstangaben zur Häufigkeit (Tage mit mind. 60 Minuten) moderat-intensiver körperlicher Aktivität (MVPA), Häufigkeit und Dauer sportlicher Aktivität sowie Migrationsstatus, Altersgruppe und familiärem Wohlstand. Neben Häufigkeitsverteilungen wurden multivariate logistische Regressionen berechnet, in denen der Anteil Jugendlicher a) mit einem gesundheitswirksamen Ausmaß an körperlicher Aktivität (MVPA>=5) sowie b) mit hoher sportlicher Aktivität (min. 4h/Woche oder min. 4x/Woche) nach soziodemographischen Merkmalen betrachtet wurde. Ergebnisse: Insgesamt erreichen Jungen zu 46,2% und Mädchen zu 36,7% die Empfehlung zu gesundheitswirksamer Aktivität (p<0,001). Der Anteil von Jungen mit hoher sportlicher Aktivität liegt bei 60,7% gegenüber 43,4% bei Mädchen (p<0,001). Die Chance die Aktivitätsempfehlung zu erreichen, ist signifikant höher für Jungen mit Migrationshintergrund (OR=1,3 [95%-KI 1,0–1,6]) und aus jüngeren Altersgruppen (11 vs. 15 Jahre: 1,9 [1,5–2,3]). Bei den Mädchen zeigt sich für das Alter ein ähnliches Bild, allerdings besteht kein Zusammenhang mit dem Migrationshintergrund. Ein niedriger (0,6 [0,5–0,9]) und mittlerer familiärer Wohlstand (0,7 [0,6–0,8] verringert bei ihnen die Chance, die Empfehlung zu erreichen. Die Modelle für die sportliche Aktivität zeigen einen stärkeren Effekt des familiären Wohlstands und einen geringeren Alterseffekt. Schlussfolgerungen: Körperliche Aktivität hängt insbesondere negativ mit dem Alter zusammen. Dies impliziert frühzeitige Interventionen zur Bewegungsförderung. Die inkonsistenten Zusammenhänge zwischen Sozialstatus und körperlicher Aktivität auch im Vergleich zu anderen Studien bedürfen der weiteren Klärung und werden diskutiert. Für die nachhaltige Bewegungsförderung ist zu den soziodemographischen Merkmalen eine gute Kenntnis der veränderbaren personen- und umweltbezogenen Determinanten des Bewegungsverhaltens notwendig.