Gesundheitswesen 2011; 73 - A138
DOI: 10.1055/s-0031-1283421

Gesundheitsförderung für ältere pflegende Angehörige nachhaltig gestalten

A Budnick 1, K Kummer 1, D Dräger 1, S Blüher 1
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin

Hintergrund: Zahlreiche Studien identifizieren neben hohen Belastungen bei pflegenden Angehörigen aufgrund der häuslichen Pflegesituation auch positive Aspekte der Pflege (1,2,3). Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen des Forschungsprojektes „Gesundheitsförderung für ältere pflegende Angehörige„ ein Assessment-Instrument zur Ermittlung von Risiken und Ressourcen pflegender Angehöriger (ARR) entwickelt. Daraus kann für diese Zielgruppe der individuelle Bedarf an Gesundheitsförderung abgeleitet und ein entsprechendes Angebot unterbreitet werden. Die Implementierung des ARR erfolgte in die Strukturen einer großen gesetzlichen Krankenkasse. Im Zentrum des Beitrags stehen Ergebnisse der dreijährigen Forschungsphase sowie Implikationen für nachhaltige Prävention für ältere pflegende Angehörige. Daten und Methoden: Das ARR wurde mittels eines qualitativen Mehrmethodendesigns entwickelt und von 12/2008 bis 12/2009 an einer Krankenkassenstichprobe mit 202 älteren pflegenden Angehörigen getestet. Es wurden Angebote zur Gesundheitsförderung unterbreitet, die Machbarkeit der entwickelten Angebotsstruktur geprüft sowie eine Teilstudie zur Erfassung von Gründen der Nichtinanspruchnahme der unterbreiteten Angebote durchgeführt. Ergebnisse 202 pflegende Angehörige nahmen am ARR teil (Frauen: 79,7%; Altersdurchschnitt=64,8 Jahre). Die vorliegenden Daten dieser Pilotstudie geben Hinweise darauf, dass das ARR zuverlässig misst. Die Ergebnisse zeigen, dass der gewählte Zugangsweg angemessen war, jedoch zahlreiche Gründe vorliegen (z.B. allgemeine Überforderung, Aktivität), die pflegende Angehörige trotz eines am Bedarf ausgerichteten und zugehenden Angebotes zur Gesundheitsförderung von der Nutzung fernhalten. Darüber hinaus ist für den zukünftigen Einsatz des ARR zu berücksichtigen, dass dies immer mit der Entwicklung einer zielgruppenspezifischen lokalen Angebotsstruktur einhergeht. Diskussion und Schlussfolgerung: Die Befunde dieser Studie zeigen, dass weiterer Forschungsbedarf hinsichtlich der Entwicklung von Interventionen für diese Zielgruppe besteht, die den Bedarf sowie die Möglichkeiten des häuslichen Pflegesettings fokussieren. Dabei sollten Interventionen in der Häuslichkeit genauso wie außerhalb Berücksichtigung finden.

Literatur:

(1) Gräßel E (1997) Belastung und gesundheitliche Situation der Pflegenden. Querschnittuntersuchung zur häuslichen Pflege bei chronischem Hilfs- und Pflegebedarf im Alter. Hänsel-Hohenhausen, Egelsbach (2) Meinders F (2001) Sind Angehörige von chronisch kranken älteren Menschen nur belastet? Positives Erleben und Lebenszufriedenheit bei Angehörigen demenziell erkrankter Menschen. Albert-Ludwigs-Uni-versität, Freiburg (3) Pinquart M, Sörensen S (2003) Differences between caregivers and noncaregivers in psychological health and physical health: A meta-analysis. Psychology and Aging 18:250–267