Gesundheitswesen 2011; 73 - A12
DOI: 10.1055/s-0031-1283434

Zum Wohl!? Erste Ergebnisse zum Binge Drinking im Nachwuchsleistungssport

K Diehl 1, S Hirth 1, A Thiel 2, S Zipfel 3, J Mayer 2, S Schneider 1
  • 1Mannheimer Institut für Public Health, Universität Heidelberg, Mannheim
  • 2Institut für Sportwissenschaft, Universität Tübingen, Tübingen
  • 3Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen

Einleitung: Etwa ein Sechstel aller deutschen Jugendlichen praktiziert Binge Drinking. Darunter versteht man Rauschtrinken, also den Konsum von mindestens fünf alkoholischen Getränken bei einer Trinkgelegenheit. Aus medizinischen, sportwissenschaftlichen und förderungsrechtlichen Gründen ist diese Praxis bei jugendlichen Hochleistungssportlern/innen besonders problematisch. Da hierzulande zum Thema Alkoholkonsum und Binge Drinking unter jugendlichen Hochleistungssportlern/innen bislang noch keine Ergebnisse vorliegen, sollte diese Untersuchung die Forschungslücke zu dieser spezifischen Gruppe schließen. Daten und Methoden: Die verwendeten Daten stammen aus der bundesweiten GOAL-Studie (German Young Olympic Athletes' Lifestyle and Health-Management). Deren hier erstmals vorgestellte Daten umfassen ein Sample von 1.138 jugendlichen Hochleistungssportlern/innen aller rund 50 olympischen Sportarten. Zur Auswertung der Daten wurden neben deskriptiven Analysen zur Verbreitung von Binge Drinking auch Chi2-Tests durchgeführt, um zu überprüfen, ob sich die jugendlichen Athleten/innen, die Binge Drinking betreiben, von den anderen Athleten/innen hinsichtlich verschiedener Merkmale unterscheiden. Ergebnisse: Insgesamt betrieb mehr als ein Viertel der jugendlichen Hochleistungssportler/innen Binge Drinking, wobei die Mehrheit dies ein- bis zweimal im letzten Monat tat. Es zeigte sich, dass signifikant mehr männliche Athleten (p<0,001), Athletinnen und Athleten technischer Sportarten (p=0,004), Marihuanakonsumenten/innen (p=0,032) sowie Raucher/-innen und Ex-Raucher/-innen im Vergleich zu Nie-Rauchern/-innen (p<0,001) Binge Drinking ausübten. Zudem zeigte sich ein positiver Alterseffekt (p<0,001). Unter Athleten/innen, die sich vertraglich dazu verpflichtet hatten, keinen Alkohol zu trinken, befanden sich zwar weniger Binge-Drinking-Betreibende als unter ihren Pendants (p=0,001), aber diese Praxis wurde auch von diesen betrieben. Diskussion: Verglichen mit den neuesten Ergebnissen der BZgA ist die Prävalenz von Binge Drinking bei Hochleistungssportlern/innen höher als bei anderen Jugendlichen. Die Ergebnisse zeigen, dass gerade im Hochleistungssport, in dem eine gute Gesundheit eine enorm wichtige Rolle spielt und den Grundstein für sportlichen Erfolg bildet, zukünftige Präventions- und Aufklärungsarbeit sehr wichtig und dringend notwendig sind. Insbesondere da Verbote wenig wirkungsvoll scheinen, wie die vertragliche Verpflichtung zum Verzicht auf Alkohol zeigte, ist die Ausarbeitung von passgenauen und zielgruppenspezifischen Konzepten notwendig.

Literatur:

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2011): Alkoholkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland 2010. Köln, BZgA. Thiel A, Diehl K, Giel KE, Schnell A, Schubring A, Mayer J, Zipfel S, Schneider S: The Young German Olympic Athletes' Lifestyle and Health Management Study (GOAL Study): design of a mixedmethod study. (eingereicht bei Trials)