Gesundheitswesen 2011; 73 - A359
DOI: 10.1055/s-0031-1283447

Gesundheitsanalysen zur Unterstützung regionaler und lokaler Gesundheitspolitik – lassen sich unterschiedliche Ansätze zusammenführen?

R Fehr 1, C Terschüren 1, H Zeeb 2
  • 1LIGA.NRW, Bielefeld
  • 2Universität Bremen, BIPS, Bremen

Hintergrund: Regionale und lokale Gesundheitspolitik hat zahlreiche Aufgaben, die oftmals vielschichtig und miteinander verwoben sind. Für eine gesundheitspolitische Evidenzbasierung gilt es, sich auf geeignete wissenschaftliche Methoden zu beziehen und dabei auch der gesundheitspolitischen Logik gerecht zu werden. Teilaufgaben betreffen u.a. die Beschreibung des Sachstandes, die Vorhersage künftiger Entwicklungen, das Erkennen von Bedarfen und Prioritäten, die Abschätzung von Risiken und Chancen sowie die Evaluation von Interventionen. Wir untersuchen die vielfältigen Analyseformen auf mögliche grundlegende gemeinsame Konzepte. Daten und Methodik: Beispiele folgender Analyseformen werden herangezogen: Gesundheitsberichte (auch auf Basis von Monitoring- und Surveillancedaten), gesundheitliche Prognosen und Zukunftsszenarien, Analysen vermeidbarer Krankheitslast (Mortalität, Morbidität) und Präventionspotenzialanalyse, Health Needs Assessment (HNA), Health Impact Assessment (HIA), Leistungsbeurteilung für Gesundheitssysteme (Health Systems Performance Assessment, HSPA) sowie Health Technology Assessment (HTA). Die Beispiele werden in einem strukturierten Verfahren hinsichtlich Zielsetzung, Kernelementen der wissenschaftlichen Vorgehensweise sowie verwendeter Ergebnisparameter und Anwendungskontext analysiert. Ergebnisse: Wie die u.a. aus der Praxis der Autor/-innen sowie aus (EU-)Projekten herangezogenen Beispiele zeigen, existiert international ein umfangreiches Repertoire politikunterstützender Analyseformen, die bisher selten synoptisch und mittels eines systematisierenden Ansatzes betrachtet werden. Einige Analyseformen sind in auch Deutschland fest verankert, andere fehlen zumindest in expliziter Form weitgehend. Gesundheitliche Indikatoren(systeme) spielen für fast alle diese Analyseformen eine Rolle, werden aber teilweise eher isoliert entwickelt. Die Mehrzahl der Analysen lässt sich plausibel den Stadien des gesundheitspolitischen Handlungszyklus zuordnen, steht jedoch weitgehend nebeneinander in der Anwendung. Folgerungen: Die Analyseformen dienen der Bewertung des möglichen Nutzens für die Gesundheit der Bevölkerung, oft in Bezug auf eine besondere Lage von Bevölkerungsgruppen, Regionen oder Settings. Durch Vernetzung und koordinierte Ausgestaltung dieser politikunterstützenden Analyseformen könnten verstärkt die Interaktionen von Prozess- und Strukturinnovationen und gesundheitspolitischen Maßnahmen betrachtet und das Potenzial einer gesundheitspolitischen Evidenzbasierung weiter ausgeschöpft werden.