Gesundheitswesen 2011; 73 - A263
DOI: 10.1055/s-0031-1283456

Vom Projekt zur Struktur – Möglichkeiten der Qualitätssicherung in Kindertageseinrichtungen in M-V anhand des Modellprojekts „Kinder in Kitas (KiK)„ und der Novellierung des Kindertagesförderungsgesetzes (KiföG M-V)

M Franze 1, A Gottschling 1, W Hoffmann 1
  • 1Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Greifswald

Einleitung: In Mecklenburg-Vorpommern (M-V) wiesen Einschüler z.B. im Schuljahr 2008/09 Entwicklungsverzögerungen in den Bereichen Motorik (16,4%), Sprache (14,9%) und emotional-soziale Kompetenzen (12,4%) auf. Diese Ergebnisse wie auch die des bundesweiten Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) veranschaulichen die Notwendigkeit einer möglichst frühzeitig einsetzenden Förderung von Kindern. Im Sinne einer effizienten Förderung in Kindertageseinrichtungen (Kitas) sollte die kindliche Entwicklung aber systematisch und auf Basis valider Verfahren beobachtet und dokumentiert werden. Dies ermöglicht Rückschlüsse auf das Vorliegen kindlicher Entwicklungsgefährdungen und erlaubt eine verlässliche Ableitung gezielter Fördermaßnahmen. Aufgrund von Ergebnissen von Kliche et al. (2009) ist jedoch anzunehmen, dass Kitas häufig Verfahren mit nur geringer Qualität nutzen und besonders leistungsfähige Instrumente wie das „Dortmunder Entwicklungsscreening für Kindergarten (DESK 3–6)„ nur selten zur Anwendung kommen. Daten und Methoden: Im Rahmen des vom Ministerium für Soziales und Gesundheit M-V (SM) finanzierten Modellprojekts „Kinder in Kitas (KiK)„ wurde das bereits von den Testentwicklern validierte DESK 3–6 in 12 Kitas in Greifswald, Stralsund, Wismar und den Landkreisen Ostvorpommern, Demmin und Uecker-Randow eingesetzt und auf seine Geeignetheit bzgl. eines flächendeckenden Einsatzes in M-V geprüft. Ergebnisse: Die von den Testentwicklern berichtete Akzeptanz des DESK 3–6 bestätigt sich neben persönlichen Mitteilungen auch in den Antworten einer schriftlichen Befragung an n=71 Erzieherinnen: 97% der Erziehenden bewerten das DESK als hilfreiches Verfahren zum Erkennen von Entwicklungsgefährdungen (Franze et al., 2010). Diskussion: Unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen in Kitas in M-V und der in KiK erhobenen Daten erscheint ein flächendeckender Einsatz des DESK 3–6 in M-V möglich. Die im Juli 2010 in Kraft getretene Novellierung des Kindertagesförderungsgesetzes M-V gewährleistet hierzu gesetzliche Rahmenbedingungen einschließlich der Bereitstellung zusätzlicher finanzieller Mittel für Kitas bei Vorliegen eines überdurchschnittlichen Anteils übernommener Elternbeiträge bzw. besonderer sozialer/sozialräumlicher Gegebenheiten. Für eine flächendeckende Verfahrensanwendung zentrale Kriterien sind: dreijährige DESK-Anwendung (mind. einmal jährlich), verpflichtende Evaluations-Teilnahme, Ausgleich von Entwicklungsgefährdungen durch gezielte individuelle Förderung.

Literatur:

RKI (2008) Lebensphasenspezifische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisse des Nationalen Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS). Bericht für den Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. Berlin: Robert Koch-Institut. http://www.kiggs.de/experten/downloads/dokumente/KiGGS_SVR%5B1%5D.pdf [letzter Zugriff: 15.04.2011] Kliche T, Wittenborn C, Koch U (2009) Was leisten Entwicklungsbeobachtungen in Kitas? Eigenschaften und Verbreitung verfügbarer Instrumente. Praxis Kinderpsychol Kinderpsychother 58:419–433 Franze M, Gottschling A, Hoffmann W. Das Dortmunder Entwicklungsscreening für den Kindergarten (DESK 3–6) als Basis gezielter individueller Förderung in Kindertageseinrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern: Erste Ergebnisse des Modellprojekts „Kinder in Kitas (KiK)„ zur Akzeptanz des DESK 3–6 bei Erziehenden. Bundesgesundheitsblatt 2010; 12: 1290–1297