Gesundheitswesen 2011; 73 - A47
DOI: 10.1055/s-0031-1283469

Die Auswirkung der Arbeit auf Jugendliche in der Gastronomie und deren Lebenswelten

K Guhlemann 1, A Georg 2
  • 1sfs Dortmund/TU Dortmund, Dortmund
  • 2sfs Dortmund/TU Dortmund, Dortmund

Die Gastronomie beklagt jährlich einen hohen Fachkräftemangel und unbesetzte Ausbildungsplätze. Ursache ist eine hohe Fluktuation; bereits in der Ausbildung verlassen rund 40% die Branche und ein Großteil der ausgebildeten Fachkräfte bleibt nicht lange in ihrem Beruf. Als Begründung werden in den entsprechenden Berichten meist die harten Arbeitsbedingungen wie hohe Arbeitsintensität, körperliche Belastungen, ein rauer Umgangston, ungünstige Arbeitszeiten und unbezahlte Mehrarbeit angegeben, einhergehend mit einem starken Legitimationsbestreben dieser Bedingungen seitens der Ausbilder. Zugespitzt könnte man die Entstehung einer Branchenkultur diagnostizieren, die permanenten Fachkräftemangel produziert. Vor diesem Hintergrund wurden 2009 in Kooperation zwischen der Sozialforschungsstelle Dortmund und der BGN in einer quantitativen Befragung 800 Auszubildende zum Einfluss der Arbeit auf ihr Leben befragt. Auch diese Befragung offenbart starke Belastungen, ungünstige Arbeitsbedingungen, schlecht planbare, lange und späte Arbeitszeiten und häufige Überstunden. Körperliche sowie psychische Beanspruchungen sind ebenfalls keine Seltenheit. Dennoch fühlen sich viele der Befragten in ihrem Beruf sehr wohl und wollen in der Branche bleiben. Eine differenzierte Auswertung des Datenmaterials, die neben den Belastungen auch die Ressourcen in den Blick nimmt, versucht gezielt, die Ursachen des Wohlfühlens im Beruf und die Gründe für brancheninterne Zukunftspläne trotz objektiv schlechter Bedingungen aufzuzeigen. Neben organisationalen und personalen Ressourcen sind die wichtigsten Aspekte für eine positive Berufseinstellung die Gesundheit, aber auch zeitliche Parameter der Arbeit und persönliche Prädispositionen der Auszubildenden. Diese Erkenntnisse können anschließend als Überlegungen zu Präventionsansätzen genutzt werden und zur Klärung der Frage beitragen, wie die Beschäftigungsfähigkeit und der Verbleib von Fachkräften in der Branche erhöht werden kann. Viel versprechend scheint hierbei ein Ansatz zur Stärkung der personalen und organisationalen Ressourcen zu sein, der auf einer sorgfältigen Betrachtung der Arbeitsbedingungen in ihrer Gesamtheit aufbaut.

Literatur:

DGB-Bundesvorstand, Bereich Jugend (2010): DGB Ausbildungsreport 2010. Hummel, M.; Thein, A.; Zika, G. (2010): Der Arbeitskräftebedarf nach Wirtschaftszweigen, Berufen und Qualifikationen bis 2025, in: Helmrich, R.; Zika, G.: Beruf und Qualifikation in der Zukunft. BIBB und IAB-Berechnungen zu den Entwicklungen in Berufsfeldern und Qualifikationen bis 2025.