Gesundheitswesen 2011; 73 - A29
DOI: 10.1055/s-0031-1283477

Mehr Obst! Weniger Fernsehen! Erste Ergebnisse der deutschen IDEFICS Intervention zur Kooperation zwischen Eltern und Grundschulen/Kindertagestätten

A Hebestreit 1, C Pischke 1, K-M Gallois 1, H Pohlabeln 1
  • 1Universität Bremen, ZWE BIPS, Bremen

Hintergrund: Die IDEFICS Intervention zielt auf eine Verhaltens- und Verhältnisprävention in den Bereichen Ernährung, Bewegung und Stressreduktion ab. Deutschland ist eines der acht europäischen Zentren, in denen die IDEFICS Intervention im ersten Jahr mit intensiver wissenschaftlicher Betreuung und im zweiten Jahr selbstständig von Gemeinde, Grundschulen und Kindertagestätten (Kitas) durchgeführt wurde (Hebestreit 2010). Interventionseffekte wurden durch einen Vorher-/Nachher-Vergleich auch mit einer Kontrollpopulation ermittelt. Methoden: Die IDEFICS Intervention wurde mithilfe des „intervention mapping„ sowie Fokusgruppengesprächen in 5 Schritten entwickelt und durchgeführt. Zehn Interventionsmodule wurden auf vier Ebenen (Gemeinde, Setting, Familien, Individuen) implementiert. Alle Strukturveränderungen wurden für die Prozess- und Effekt-Evaluation regelmäßig und standardisiert auf allen vier Ebenen dokumentiert (Gallois 2011). Ziel erster Analysen war es herauszufinden, ob sich Eltern in die gesundheitsfördernden Aktivitäten der Einrichtungen im Rahmen von IDEFICS einbezogen fühlten und inwieweit diese Aktivitäten zu Veränderungen im Gesundheitsverhalten bei den teilnehmenden Kindern führten. Ergebnisse: Eltern von rund 1200 teilnehmenden Kindern fühlten sich einbezogen in die gesundheitsfördernden Aktivitäten der Einrichtungen: Obst & Gemüse (Kitas 65%, Grundschulen 59%), Wasser (Kita 44%, Grundschulen 37%), Bewegung (Kita 42%, Grundschulen 31%). In den Bereichen Medienkonsum (Kitas 30%, Grundschulen 17%) und Schlafdauer (Kita 18% und Grundschulen 11%) war die Zusammenarbeit von Pädagogen und Eltern gering. Nach der Intervention stieg der Verzehr von Obst & Gemüse und Wasser bei 39% bzw. 28% der Kinder. Gleichzeitig sank der Verzehr von Fast Food und Softdrinks bei 66% bzw. 28% der Kinder. Schlussfolgerungen: Die Vernetzung der vier Interventionsebenen wurde gefördert, um die Vermittlung der gesundheitsfördernden Themen und Aktivitäten zu gewährleisten. In den „traditionellen„ Gesundheitsbereichen (Bewegung, Ernährung) kooperierten Pädagogen und Eltern stärker als in den „neuen„ Bereichen: Medienpädagogik und Stressreduktion müssen vermutlich ausdauernder in gesundheitsfördernden Programmen und Curricula behandelt werden, damit sie als Gesundheitsfaktor wahrgenommen werden. Ferner scheinen Kitas mehr Raum für die Umsetzung gesundheitsbezogener Aktivitäten – insbesondere gesunde Ernährung und Bewegung – zu haben als Grundschulen.

Literatur:

Quelle: Hebestreit A, Keimer K, Hassel H, Pigeot I (2010) Entwicklung und Evaluation der IDEFICS Intervention, DGSMP Tagung „Individualisierte Prävention und Epidemiologie: Die moderne Medizin“, September 2010, Berlin K.M. Gallois, S. de Henauw, H. Hassel, A. Hebestreit und I. Pigeot, et al. (2011) Standardisierte Entwicklung der IDEFICS-Intervention und Implementierung in Deutschland, Bundesgesundheitsblatt, Band 54 (3): 330–338