Gesundheitswesen 2011; 73 - A104
DOI: 10.1055/s-0031-1283483

Evaluation der Kampagne „Unsere Kommune ist demenzfreundlich“

M Hey 1, G Bagci 1
  • 1Berlin School of Public Health Charité, Berlin

Einleitung/Hintergrund: In Deutschland leben ca. 1,2 Millionen Menschen mit Demenz. Aufgrund des demografischen Wandels wird die Zahl der Neuerkrankungen weiter steigen. Im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf hat der Gerontopsychisch-Geriatrische Verbund (GPV) im Jahr 2010 die Kampagne „Unsere Kommune ist demenzfreundlich„ durchgeführt. Ziele der Kampagne sind: 1. Schaffung von Nachhaltigkeit für das Thema Demenz in der Öffentlichkeit 2. Auf- und Ausbau von Netzwerkstrukturen 3. Teilhabe Demenzkranker am gesellschaftlichen Leben 4. Informationsweitergabe und Unterstützung für pflegende Angehörige. Im Rahmen der Kampagne wurden Veranstaltungen, das Teilprojekt „Fürs Leben lernen„ mit Schülern sowie gemeinsame Maßnahmen mit Projektpartnern durchgeführt. Die Berlin School of Public Health Universitätsmedizin Berlin evaluierte die Kampagne. Daten und Methoden: Ziel der Evaluation war es, Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität der Maßnahmen zu evaluieren. Es wurden vier Zielgruppen (Angehörige, Ärzte, Verbundpartner, Schüler) anhand von 17 leitfadengestützten Interviews befragt. Die Veranstaltungen wurden quantitativ anhand eines strukturierten Fragebogens evaluiert. Ergebnisse: Die Kampagne wurde von allen Zielgruppen positiv bewertet. Eine verbesserte Öffentlichkeitsarbeit ist notwendig, um die Zielgruppen besser zu erreichen. Handlungsbedarf wurde von den befragten Angehörigen in den Bereichen Information und Beratung der Angehörigen und in der ärztlichen Versorgung gesehen. Die Nachhaltigkeit des Teilprojektes mit Schülern wurde ebenfalls positiv bewertet – für eine flächendeckende Umsetzung müssen aber Verbesserungen in der Organisation, Planung und Durchführung stattfinden. Die Ergebnisse der quantitativen Analyse zeigten, dass die Allgemeinbevölkerung über die angebotenen Veranstaltungen nur unzureichend erreicht wurde. Diskussion/Schlussfolgerungen: Demenzfreundliche Initiativen können zu einer Sensibilisierung über das Krankheitsbild Demenz beitragen. Kooperationen innerhalb der Verbundpartner und mit anderen Akteuren und deren gemeinsame Umsetzung von Maßnahmen wurden gestärkt. Leider wurden die Hausärzte durch die Kampagne nicht erreicht. Zielgruppen sollten daher direkter angesprochen werden. Empfohlen wird, die existierenden demenzfreundlichen Initiativen besser zu vernetzen, um Aktivitäten zu bündeln.

Literatur:

Bickel, H. (2008): Die Epidemiologie der Demenz. In: Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.