Gesundheitswesen 2011; 73 - A201
DOI: 10.1055/s-0031-1283494

Beteiligung an medizinischen Entscheidungen und Zufriedenheit mit der hausärztlichen Versorgung – Ergebnisse einer kontrollierten Längsschnittstudie

L Hölzel 1, M Vollmer 1, L Kriston 2, M Härter 2
  • 1Universitätsklinikum, Freiburg
  • 2Universitätsklinikum, Hamburg-Eppendorf

Unter dem Namen „Gesundes Kinzigtal„ läuft seit 2006 ein Projekt zur Integrierten Versorgung, das von der Managementgesellschaft „Gesundes Kinzigtal GmbH„, der AOK Baden-Württemberg und der LKK Baden-Württemberg durchgeführt wird. Das Ziel der hier beschriebenen Studie ist die Überprüfung der Effekte des Projektes auf die Einbeziehung der Patienten in die Behandlung, Patientenzufriedenheit mit dem Hausarzt und Lebensqualität. Daten und Methoden: Im Projekt „Gesundes Kinzigtal„ eingeschriebene Versicherte stellten den Hauptschwerpunkt der Untersuchung (Interventionskohorte) dar. Aus zwei Vergleichspopulationen wurden stratifizierte Stichproben gezogen, wobei die Verteilung der Merkmale Geschlecht, Alter, Behandlungskosten und Art der Versicherung an die Interventionsgruppe angeglichen wurde. Insgesamt wurden 6500 Versicherte zur Teilnahme an der Studie eingeladen, von denen bei der Baseline-Erhebung (Juli 2007) 2450, bei der T1-Erhebung (Juli 2008) 1407 und bei der T2-Erhebung (September 2009) 1229den verschickten Fragebogen auswertbar beantworteten. Ergebnisse: Statistisch signifikante, SDM-bezogene Effekte des Gesamtprojekts „Gesundes Kinzigtal„ konnten lediglich für die erlebte Beteiligung nachgewiesen werden. Insgesamt sank die erlebte Beteiligung signifikant (p<0,001) in allen Gruppen zu T2. In der IV-Gruppe zeigte sich zusätzlich eine signifikant stärkere Abnahme (p=0,031) der erlebten Beteiligung seit Beginn der Evaluation, verglichen mit den anderen beiden Gruppen. Diskussion/Schlussfolgerungen: Statistisch signifikante, SDM-bezogene und erwartungskonforme Effekte des Gesamtprojekts „Gesundes Kinzigtal„ konnten nicht nachgewiesen werden. Entgegen der Hypothesen zeigte sich eine signifikante Abnahme der erlebten Beteiligung, eine praktische Relevanz ist allerdings aufgrund der geringen Größe des Effektes fraglich. Das gegenläufige Ergebnis sollte dennoch dazu Anlass geben, die Interventionen innerhalb des Projektes kritisch zu überprüfen und gegebenenfalls zu optimieren.

Es wurde ein Interessenkonflikt entsprechend ICMJE-Standard bejaht.