Gesundheitswesen 2011; 73 - A212
DOI: 10.1055/s-0031-1283530

Soziale Unterstützung, Sozialkapital und Arbeitsengagement: Eine Zusammenhangsanalyse

B Lehner 1, J Jung 1, E Driller 1, H Pfaff 1
  • 1IMVR – Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Universität zu Köln, Köln

Einleitung/Hintergrund: Beschäftigte wissensbasierter Dienstleistungsbranchen werden zunehmend mit einem höheren Arbeitsaufkommen und verstärkten Leistungsanforderungen konfrontiert. Unter diesen Bedingungen kommt sozialen Rahmenfaktoren im Betrieb, wie z.B. der sozialen Unterstützung und einem guten Betriebsklima besondere Bedeutung zu. Sie sind als wichtige organisationale Ressourcen einzustufen, die zur Förderung bzw. zum Erhalt von psychischer Gesundheit führen. Arbeitsengagement gilt als ein relevanter Indikator für psychisches Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Der vorliegende Beitrag untersucht den Zusammenhang zwischen dem sozialen Kontext, d.h. Sozialkapital und wahrgenommene Unterstützung durch Kollegen und die direkte Führungskraft und der Ausprägung beruflichen Engagements von Beschäftigten einer wissensbasierten Dienstleistungsbranche. Daten und Methoden: Die Daten wurden im Rahmen eines BMBF geförderten Verbundprojektes in Unternehmen der Informationstechnologie- und Kommunikations-(ITK)- Branche anhand von Online-Mitarbeiterbefragungen im Jahr 2009 bis 2010 erhoben (n=336). Um den Zusammenhang von Arbeitsengagement der IOK-Beschäftigten und der sozialen Determinante zu untersuchen, kam das Verfahren einer schrittweisen linearen Regression zum Einsatz. In den Analysen wurde für die soziodemografischen Variablen Alter, Geschlecht, Betriebszugehörigkeit, Unternehmensgröße sowie für Arbeitsanforderungen und negative Affektivität kontrolliert. Ergebnisse: Unterstützung am Arbeitsplatz wirkt sich positiv auf Arbeitsengagement aus, wobei die Unterstützung durch den direkten Vorgesetzten den größeren Effekt hat als die kollegiale. Eine vorhandene Vertrauens- und Wertebasis im Unternehmen, das Sozialkapital, erweist sich als eine der stärksten Einflussgrößen auf berufliches Engagement. Diskussion/Schlussfolgerungen: Das Ergebnis unterstreicht die Bedeutsamkeit sozialer Ressourcen, um motivationale Prozesse wie Arbeitsengagement zu fördern. Praktisch ist der soziale Kontext am Arbeitsplatz aus mehreren Gründen bedeutsam. Sowohl Vorgesetzte als auch Mitarbeiter können aktiv dazu beitragen, soziale Beziehungen am Arbeitsplatz aufzubauen und ein Vertrauenspotenzial zu schaffen. Positive soziale Interaktionen und deren Eigenschaften (z.B. Reziprozität) können sich nicht nur für einzelne Personen und Abteilungen bzw. Teams, sondern auch auf die gesamte Organisation motivierend auswirken.