Gesundheitswesen 2011; 73 - A21
DOI: 10.1055/s-0031-1283545

BoReM – Beruflich orientiertes Reha-Modul – ein Ansatz zur beruflichen Orientierung in der medizinischen Rehabilitation

A Menzel-Begemann 1, A Hemmersbach 2
  • 1Universität Bielefeld – Fak. f. Gesundheitswissenschaften, Bielefeld
  • 2Johanniter-Ordenshäuser Bad Oeynhausen gemGmbH, Bad Oeynhausen

Einleitung/Hintergrund: Berufsbezogene medizinisch-rehabilitative Maßnahmen stehen hoch im Kurs. Ziel dieser Maßnahmen ist, frühzeitig berufsbezogenen Unterstützungsbedarf zu erkennen, die Leistungsfähigkeit bestmöglich vorherzusagen und „Betroffene [zu] befähigen, so schnell wie möglich eigene, möglichst realistische Vorstellungen von ihrer Zukunft zu entwickeln„ [1, S. 128]. Insbesondere die Frühzeitigkeit wird immer wieder betont [2]: Sie stellt sicher, dass weitere Maßnahmen schneller und zielgerichteter zugewiesen werden und Betroffenen die größtmögliche Zeitspanne eingeräumt wird, sich auf die Rückkehr vorzubereiten. Für die berufsbezogene Ausrichtung der Rehabilitation ist ein arbeitskontextnahes, psychoedukativ begleitetes Vorgehen hervorzuheben, denn bei vertrauten Abläufen und Materialien zeigen Betroffene eine höhere Compliance und die Auseinandersetzung mit berufsrelevanten Defiziten wird besser angebahnt. Daneben verbessert es die Leistungsbeurteilung, das Rehabilitationspotenzial kann effektiver ausgeschöpft und die Reha-Ergebnisse nachhaltiger gestaltet werden. Methoden/Fragestellung: Kernstück sind dreistündige Arbeitssimulationen, bei denen motorische, kognitive und sprachliche Leistungen aktivitätsorientiert beobachtet werden. Die Patient(inn)en erhalten arbeitsplatzbezogene Aufträge, um zu erfahren, ob/welche Einschränkungen sich auf den Berufskontext auswirken. Eine erste Durchführung dient einer initialen Einschätzung der Leistungsfähigkeit im Erwerbsleben. Der weitere Einsatz erfolgt unter therapeutischer Perspektive und wird begleitet von einer intensiven berufsorientierten Patientenschulung. Die Evaluation erfolgt mittels randomisierter Kontrollgruppen-Interventionsstudie. Neben der Erfassung patientenbezogener Maße gilt als zentrale Fragestellung, ob das beruflich orientierte Reha-Modul (BoReM-N) die Reintegrationsrate signifikant gegenüber der Kontrollgruppe steigern kann. Das Konzept und die Inhalte sollen zunächst vorgestellt und die bis Herbst 2011 vorliegenden Ergebnisse berichtet werden. Diskussion/Schlussfolgerungen: Es soll der Nutzen eines aktivitätenbezogenen Vorgehens belegt werden, der sich einerseits in einer optimierten sozialmedizinischen Einschätzung zeigt, die eine frühzeitigere Nachsorge-Einleitung erlaubt. Zum anderen wird den Betroffenen durch den Aktivitätsbezug der Zweck der Behandlung und die Alltagsrelevanz erfahrener Defizite begreiflicher, wodurch Krankheitseinsicht und das Erkennen des (Be-)Handlungsbedarfs als wichtige Förderfaktoren für eine erfolgreiche und nachhaltige Rehabilitation begünstigt werden.

Literatur:

[1] Karbe, H., Küst, J. (2006): Behinderung und Arbeit – ein zentrales Aufgabenfeld der Rehabilitation. In: Müller-Fahrnow, W.; Hansmeier, T., Karoff, M. (Hrsg.). Wissenschaftliche Grundlagen der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation – Assessments, Interventionen, Ergebnisse. Lengerich: Pabst. 126–128. [2] Bürger, W. (2006): Entwicklungsstand der berufsbezogenen Angebote in der medizinischen Rehabilitation. In: Müller-Fahrnow, W., Hansmeier, T., Karoff, M. (Hrsg.). Wissenschaftliche Grundlagen der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation – Assessments, Interventionen, Ergebnisse. Lengerich: Pabst. 47–55.