Gesundheitswesen 2011; 73 - A237
DOI: 10.1055/s-0031-1283551

Einfluss des subjektiven Sozialstatus auf gesundheitliche Risiken und Gesundheitszustand – Ergebnisse der KORA-F4-Studie

A Mielck 1, R Hegar 1, A Döring 2
  • 1Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, Helmholtz Zentrum München, Neuherberg
  • 2Institut für Epidemiologie, Helmholtz Zentrum München, Neuherberg

Der soziale Status wird üblicherweise durch Merkmale wie Schulbildung und Einkommen erfasst. Seit wenigen Jahren wird in manchen Untersuchungen auch der ‘subjektive soziale Status (SubjSES)' erhoben. Die Studie hat zum Ziel, erstmals für Deutschland, den Einfluss des subjektiven sozialen Status auf gesundheitliche Belastungen zu analysieren. Daten und Methoden: An der KORA F4 Studie, die in den Jahren 2006–2008 in der Region Augsburg durchgeführt wurde, nahmen n=3080Männer und Frauen im Alter von 32–81 Jahren teil. Die Variable ‘SubjSES’ wurde über eine Frage mit sechs Antwortvorgaben erhoben; für die Analyse wurden sie in drei Statusgruppen (niedrig, mittel und hoch) zusammengefasst. Als abhängige Variablen wurden einbezogen: ‘self-rated health’ (SRH), Hypertonie (unkontrolliert), Diabetes mellitus, metabolisches Syndrom, Heuschnupfen, Teilnahme an Krebsvorsorgeuntersuchungen, Übergewicht, Rauchen, körperliche Inaktivität. Der Einfluss von SubjSES wird mittels logistischer Regression berechnet (u.a. adjustiert für Schulbildung und Einkommen). Ergebnisse: Ungefähr 25% der Befragten ordnen sich der unteren Statusgruppe zu. Ohne Adjustierung für Schulbildung und Einkommen zeigen sich bei SubjSES negative Zusammenhänge mit SRH, Hypertonie, Diabetes, metabolisches Syndrom, Übergewicht, Nicht-Teilnahme an Krebsvorsorgeuntersuchungen, Rauchen und körperlicher Inaktivität; der Zusammenhang mit Heuschnupfen ist wie erwartet positiv. Nach Adjustierung für Schulbildung und Einkommen bleiben viele dieser Zusammenhänge signifikant. Die adjustierten odds ratios (OR) unterscheiden sich teilweise erheblich zwischen Männern und Frauen, zum Beispiel bei der Variablen ‘körperliche Inaktivität': Wenn die untere mit der oberen SubjSES-Gruppe verglichen wird, ergibt sich bei Männern ein OR von 2,35 (95%-Konfidenzintervall (KI) 1,57–3,50) und bei Frauen ein OR von 3,58 (95%-KI 2,34–5,47). Diskussion: Die Variable SubjSES ist offenbar ein eigenständiger Indikator für den sozialen Status. Sie sollte zusätzlich zu Indikatoren wie Bildung oder Einkommen eingesetzt werden. Die Zusammenhänge mit dem subjektiven Sozialstatus hängen auch davon ab, welches Merkmal für Gesundheitsrisiko oder -zustand betrachtet wird; zudem bestehen zum Teil große Unterschiede zwischen Männern und Frauen.

Literatur:

Hegar R, Döring A, Mielck A: Auswirkungen des subjektiven Sozialstatus auf gesundheitliche Risiken und Gesundheitszustand – Ergebnisse aus der KORA F4 Studie. Das Gesundheitswesen (in Druck) Wolff LS, Subramanian SV, Acevedo-Garcia D, Weber D, Kawachi I. Compared to whom? Subjective social status, self-rated health, and referent group sensitivity in a diverse US sample. Social Science & Medicine 2010; 70 (12): 2019–2028