Gesundheitswesen 2011; 73 - A368
DOI: 10.1055/s-0031-1283563

Das Gesundheitscoaching als Interventionsmaßnahme auf dem Weg zu einer gesunden Führungskultur?

B Müller-Dohm 1, F Koppelin 1
  • 1Jade Hochschule, Oldenburg

Einleitung/Hintergrund: Die Umsetzung einer gesunden Führungskultur gewinnt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der Verlängerung der Lebensarbeitszeit an Bedeutung. Systematische Zusammenhänge zwischen dem Verhalten von Führungskräften und der Gesundheit der Beschäftigten sind hinlängst bekannt. Bietet das Gesundheitscoaching eine Möglichkeit Führungskräfte zu einem gesünderen Führungsverhalten zu qualifizieren? Dieser Frage wurde im Rahmen eines 2,5-jährigen Evaluationsprojektes „Gesundheitscoaching von Meistern in der Automobilindustrie„ (Förderer: AGIP beim MWK Niedersachsen) nachgegangen. Daten und Methoden: Das Gesundheitscoaching besteht aus einer medizinischen Statusdiagnostik beim Betriebsarzt und einer zweitägigen externen Schulung. Im Training werden Inhalte zur Ergonomie, Ernährung, Bewegung, Stress und Entspannungsmethoden thematisiert. Untersucht wurden männliche Industriemeister einer Trainingsgruppe (n=49) und einer Kontrollgruppe (n=17) sowie deren Beschäftigte (N=328, davon 16 Frauen). In mehrstufigen schriftlichen Erhebungen wurden Informationen zur Rolle des Meisters, zum Führungs- und Gesundheitsverhalten sowie zur jeweiligen Belastungs- und Beanspruchungssituation abgefragt. Ergebnisse: Das Führungsverhalten wird als nicht problematisch geschildert, steht aber im Zusammenhang mit somatischen Beschwerden. Insbesondere ein positiver Zusammenhang der Gesundheit und der Verfügbarkeit von Ressourcen der Meister kann nachgewiesen werden (r(62)=0,414, p≤0,05). Der Nutzen des Coachings wurde von den Meistern aber nur im privaten Bereich gesehen. Eine andere Qualität des Führungsverhaltens durch das Coaching konnte bei der Trainingsgruppe somit auch nicht nachgewiesen werden (t(59)=-0,632; ≥0,05). Auch bei den Beschäftigten der Meistergruppen finden sich keine Unterschiede bei den Beanspruchungsfaktoren Fürsorge, Information- und Beteiligung, Vorgesetztenverhalten, Kommunikation und Konfliktbewältigung sowie der aufgabenbezogenen Kommunikation, die auf ein verändertes Führungsverhalten schließen ließen. Diskussion/Schlussfolgerungen: Mit Blick auf die Konzeption des Gesundheitscoachings bieten einige Module Ansatzpunkte zur Optimierung. Inhalte, die die Führungsrolle thematisieren, müssen ausgebaut werden. Vor dem Hintergrund der Ergebnisse werden Handlungsempfehlungen für die Umsetzung von Schulungsmaßnahmen für Vorgesetzte zur gesunden Führungskultur abgeleitet und diskutiert.