Gesundheitswesen 2011; 73 - A353
DOI: 10.1055/s-0031-1283584

Regionale Disparitäten im Pflegesektor

D Pieper 1
  • 1Universität Witten/Herdecke, Köln

Erst langsam gewinnen regionale Disparitäten in der medizinischen Versorgung als Thema an Bedeutung. Bisherige Diskussionen konzentrieren sich dabei auf die Versorgung in ländlichen Regionen. Der Gruppe der Pflegebedürftigen wird in diesem Kontext bislang sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt, obwohl diese Personengruppe insbesondere vor dem Hintergrund des demographischen Wandels von erheblicher Bedeutung ist. Ziel der Untersuchung ist es mögliche regionale Disparitäten hinsichtlich der vorhandenen Kapazitäten im Pflegesektor, der Inanspruchnahme und der stationären Entgelte zu lokalisieren. Daten und Methoden: Die Daten der Pflegestatistik aus dem Jahre 2007 werden auf Kreisebene analysiert. Zusätzliche regionale Kennzahlen werden der Regionalstatistik des Statistischen Bundesamtes, der INKAR-Datenbank (Indikatoren und Karten zur Stadt- und Raumentwicklung) des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung und der BKK-Pflegedatenbank PAULA entnommen. Zur Ergebnisdarstellung wird eine Deutschlandkarte mit je nach Ausprägung unterschiedlich starker Färbung verwendet. Regressionsmodelle werden verwendet, um Einflüsse der regionalen Variablen zu bestimmen. Ergebnisse: In der stationären Pflege sind größere Kapazitäten in den alten Bundesländern zu beobachten, während in den neuen Bundesländern größere Kapazitäten in der ambulanten Pflege vorherrschen. Die Unterschiede lassen sich weder durch eine unterschiedlich hohe Pflegelast, noch durch Substitutionseffekte zwischen den Sektoren erklären. Die Inanspruchnahme ambulanter Pflegeleistungen ist in den neuen Bundesländern am höchsten. Gleichzeitig weisen die dortigen Pflegeheime verglichen mit dem Westen viel höhere Auslastungsquoten auf. Mit steigendem Urbanisierungsgrad steigen die Kosten für eine stationäre Unterbringung im Pflegeheim. Pro Jahr kann eine Unterbringung in einem Agglomerationsraum 1500 Euro mehr kosten als im ländlichen Raum. Diskussion/Schlussfolgerungen: Der Pflegemarkt ist beherrscht von einer Reihe von regionalen Disparitäten. Unterschiede zwischen Landesteilen – insbesondere zwischen neuen und alten Bundesländern – wiegen insgesamt stärker als der Urbanisierungsgrad im Hinblick auf regionale Disparitäten. Es muss hinterfragt werden, inwiefern die regionalen Unterschiede einer bedarfsgerechten Versorgung Pflegebedürftiger im Wege stehen.