Gesundheitswesen 2011; 73 - A130
DOI: 10.1055/s-0031-1283586

Schnittstellen-Probleme in der medizinischen Rehabilitation – Lösungsvorschläge aus interdisziplinären Gruppengesprächen

N Pohontsch 1, R Deck 1
  • 1Universität zu Lübeck, Lübeck

Hintergrund: Die Erkenntnis, dass die unterschiedlichen Zuständigkeiten im System der medizinischen Rehabilitation zu Kooperations- und Koordinationsproblemen führt, ist nicht neu. Eine optimale Zusammenarbeit aller Beteiligten (Kostenträger, Rehabilitationskliniken, ambulante Versorgung und Rehabilitanden) ist noch lange nicht erreicht (Deck et al. 2009; Deck et al. 2009b; Träder, 2007). Im Projekt sollen die Barrieren für Kooperation und Kommunikation identifiziert sowie Lösungsansätze und die Möglichkeit ihrer Implementation in die Praxis diskutiert werden. Methodik: In 10 leitfadengestützten, nach Professionen getrennten Fokusgruppen wurden aktuelle Schnittstellenprobleme identifiziert. Für diese Probleme wurden anschließend in drei professionenübergreifenden Fokusgruppen mögliche Lösungsansätze erörtert. Diese Gruppengespräche dienen der Vorbereitung einer Abschlusskonferenz: Dort werden die Praktikabilität der potentiellen Lösungsansätze der verschieden Gruppen mit Entscheidungsträgern diskutiert und Handlungsempfehlungen abgeleitet. Ergebnisse: Bei der Befragung der verschiedenen Gruppen konnten verschiedenste Schnittstellenprobleme identifiziert werden (Pohontsch & Deck, 2010; Pohontsch & Deck, 2011a; Pohontsch & Deck, 2011b). Die Ideen zur Überwindung von Schnittstellenproblemen zwischen niedergelassenen Ärzten und Kostenträgern umfassen verschiedene Strategien zur Weiterbildung niedergelassener Ärzte (Verfahren Rehaantrag, Reha-Bedarf), die Verbesserung der Kommunikation (Austausch- und Kontaktstrategien) und der Nachvollziehbarkeit des Antragsprozesses. Die Zusammenarbeit von niedergelassenen Ärzten und Reha-Klinikern könnte aus der Sicht der bisher Beteiligten z.B. durch verbesserte Strategien der (telefonischen) Erreichbarkeit füreinander, Optimierung der Befundberichte und die Einführung von Kurzbriefen für jeden Rehabilitanden verbessert werden. Diskussion/Ausblick: Die interdisziplinären Gruppen haben viele mögliche Lösungsansätze für die zurzeit bestehenden Kooperations- und Kommunikationsprobleme aufgezeigt. Die Abschlusskonferenz und die Diskussion der Umsetzbarkeit dieser Lösungsansätze stehen noch aus. Eine effektivere Zusammenarbeit aller Beteiligten scheint jedoch in greifbarere Nähe zu rücken. Wenn die Bereitschaft neue Wege zu beschreiten auf allen Seiten vorhanden ist, können die Schnittstellenprobleme in der medizinischen Rehabilitation überwunden oder zumindest reduziert werden.

Literatur:

Deck, R, Glaser-Möller, N, Remé, T (Hrsg.) (2009a): Brücken bauen. Schnittstellenprobleme der medizinischen Rehabilitation. Lage: Hans Jacobs Deck, R, Träder, J-M, Raspe, H (2009b): Identifikation von potenziellem Reha-Bedarf in der Hausarztpraxis: Idee und Wirklichkeit. Rehabilitation 48: 73–83 Pohontsch N, Deck R (2010). Überwindung von „Schnittstellenproblemen„ in der medizinischen Rehabilitation. Monitor Versorgungsforschung; 6: 40–43 Pohontsch N, Deck R (2011a). Schnittstellenprobleme in der medizinischen Rehabilitation – Erste Ergebnisse von Fokusgruppen mit Kostenträger-Vertretern, Rehabilitationsklinikern, niedergelassenen Ärzten und Rehabilitanden. DRV-Schriften; 93: 56–57 Pohontsch N, Deck R (20011b). Schnittstellenprobleme und ihre Auswirkung auf die rehabilitative Versorgung. neuroreha (eingereicht) Träder, J-M (2007). Rehabedarf aus Hausarztsicht. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation 2007, 78: 184–186