Gesundheitswesen 2011; 73 - A291
DOI: 10.1055/s-0031-1283594

Nachhaltigkeit der Rehabilitation durch langfristige Betreuung? – Ergebnisse aus psychosozialer Sicht nach 3 Jahren SeKoNa Sekundärprävention bei Patienten mit Koronarer Herzkrankheit durch Anschlussheilbehandlung und anschließender konzeptintegrierter Nachsorge (SeKoNa)

M Redaèlli 1, W Mayer-Berger 2, D Simic 1, R Burtscher 1, B Schwitalla 2, B Seiwerth 2, M Kohlmeyer 2
  • 1Universität Witten/Herdecke, Witten
  • 2Klinik Roderbirken, Leichlingen

Hintergrund: In den letzten 10 Jahren wurden zahlreiche Studien zur Nachhaltigkeit der kardiovaskulären Rehabilitation durchgeführt. Alle Maßnahmen innerhalb des „geschützten„ Raumes der Rehabilitation waren nach kurzer Zeit in der „Real World„ vergessen. Eine Nachhaltigkeit ist unter dem Diktat des demografischen Wandels und der damit einhergehenden Verlagerung der Grenze für eine Altersrente in höhere Lebensjahre unerlässlich. Methoden: Die SeKoNa-Studie ist eine unizentrische, prospektive, randomisierte und kontrollierte Studie. Sie ist auf eine Dauer von 36 Monate mit 600 Patienten angelegt. Die Intervention besteht aus telefonischen Remindern nach 3-wöchiger stationärer Rehabilitation (monatlich in den ersten drei Monaten, danach 3-monatlich bis Studienende nach 36 Monaten) und einer 1-tägigen, ambulanten Nachschulung im Studienzentrum 6 Monate nach Ende der Rehabilitation. Bei der Kontrollgruppe (KG) erfolgt „usual care„. Zur Outcomemessung wird zu Studienbeginn und zum Studienende u.a. herangezogen: Blutdruck, BMI, Triglyzeride, Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin, HbA1c sowie Raucherstatus. Die Lebensqualität (LQ) wird mittels EUROQOL und HADS erfasst. Am Ende der Studie wird der Rentenstatus ermittelt. Die biomedizinische Bewertung (10-Jahres-Risiko) wird mittels des ESC-Scores vorgenommen. Ergebnisse: Nach 36 Monaten lässt sich aus biomedizinischer Sicht (ESC-Score) kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen nachweisen. Trotzdem liegen Morbidität und Mortalität in der KG höher. Die neu anerkannten Erwerbsminderungsrenten unterscheiden sich zwischen 48 in der KG und 25 in der IG, sowie die Anzahl der Todesfälle von 12 in der IG versus 19 in der KG. Bei den psychologischen Ergebnissen zeigen sich höhere LQ und geringere Belastungen durch Ängstlichkeit und Depressivität. Während bei der IG eine deutliche und signifikante Verbesserung über alle gemessenen Parameter nachweisbar ist, kann für die KG eine geringfügige Verbesserung belegt werden. Für die LQ und die Angst kann keine signifikante Veränderung festgestellt werden. Schlussfolgerungen: Die Nachhaltigkeit der Intervention in diesem Kollektiv, welches gemeinhin als bildungs- und einkommensschwach definiert werden kann, scheint nicht in biomedizinischer Qualität, sondern vielmehr im psychosozialem Erfolg zu liegen.