Gesundheitswesen 2011; 73 - A137
DOI: 10.1055/s-0031-1283655

Zur Gesundheit in Stadt und Land – Aktuelle Trendanalysen aus Nordrhein-Westfalen

C Terschüren 1, R Annuß 1, R Fehr 1
  • 1Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit Nordrhein-Westfalen (LIGA.NRW), Bielefeld

Hintergrund: Gesundheitliche Ungleichheiten stehen seit geraumer Zeit im Mittelpunkt gesundheitswissenschaftlichen Interesses. Die Gesundheitsberichterstattung (GBE) bietet die Basis für ein entsprechendes Monitoring. Grundlegende Vergleichskategorien wie Geschlecht und Altersgruppe, aber auch Stadt vs. Land nach Einwohnerdichte ermöglichen den vergleichenden Blick auf ein Bundesland oder eine Region. Die Analyse zeitlicher Verläufe liefert wichtige Zusatzinformationen genauso wie sozioökonomische Indikatoren (u.a.: verfügbares Einkommen der privaten Haushalte, Anteil Erwerbstätige/Hilfeempfänger, Schulabschluss). Daten und Methoden: Für den Zeitraum 1990 bis 2009 stehen im LIGA.NRW umfangreiche Gesundheitsdaten auf Landes- und kommunaler Ebene für beide Geschlechter zur Verfügung. Analysen zur Gesamtmortalität, Lebenserwartung von Neugeborenen, Säuglingssterblichkeit und niedrigem Geburtsgewicht sowie zur Morbidität wurden durchgeführt. Entsprechende Verlaufskurven wurden verglichen u.a. nach Ausgangs- und Endwert sowie Verlaufsform/Linearität und Steigung. Neben den Verläufen (trends) interessieren vor allem auch die Verlaufsunterschiede (gaps). Ergebnisse: Insgesamt zeigt sich für NRW ein positives Bild mit abnehmender Mortalität und steigender Lebenserwartung. Zwischen den städtischen und ländlichen Teilgebieten bestehen jedoch charakteristische Unterschiede. Bei den Frauen war die Lebenserwartung im ländlichen Raum durchschnittlich 0,5 Jahre höher als in den Städten, bei den Männern betrug diese Differenz 0,7 Jahre. Während bei den Männern die Differenz über den Beobachtungszeitraum konstant bleibt, vergrößerte sich bei den Frauen dieses „gap„ von 0,3 Jahren 1990/92 auf 0,7 Jahre 2007/09. In NRW ist damit für beide Geschlechter die Lebenserwartung auf dem Land etwas höher. Bei den Frauen fiel der Anstieg der Lebenserwartung in den Städten außerdem zunehmend geringer aus als in den ländlichen Regionen. Zugleich beobachtet das LIGA.NRW seit vielen Jahren eine Häufung negativer gesundheitlicher Entwicklungen vor allem in den Kernstädten des Ruhrgebiets. Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Analyse auf GBE-Basis zeigt die gesundheitlichen Unterschiede auf. Durch die Kombination mit Clusteranalysen zur Klassifizierung von soziodemografisch unterschiedlichen Gebietstypen kann der Zusammenhang zwischen sozialer Lage und Gesundheit kleinräumig untersucht und daraus notwendige Informationen für Maßnahmen zum Abbau gesundheitlicher Ungleichheit abgeleitet werden.