Gesundheitswesen 2011; 73 - A166
DOI: 10.1055/s-0031-1283657

Gesundheitsförderung im Alter: Art, Form und Verlauf der medizinischen Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen bei Teilnehmern eines Präventionsprojektes (AGil)

D Thomas 1, E Swart 1
  • 1Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie (ISMHE), Magdeburg

Das Programm „Aktive Gesundheitsförderung im Alter„ (AGil) setzt auf eigenverantwortliche Selbstbestimmung und fokussiert auf drei Bereiche (körperlicher Aktivität, Ernährung, soziale Teilhabe). Es wurde realisiert im Rahmen eines Modellprojekts zur Integrierten Versorgung (IV) – Gesundes Kinzigtal. Der Erfolg der Intervention sollte sich in einer positiven Entwicklung der Inanspruchnahme der AGil-Teilnehmer zu zwei Vergleichsgruppen äußern. Daten und Methoden: Datengrundlage der Untersuchung sind die Routinedaten aller 10.118 Versicherten der AOK Baden-Württemberg (55+ Jahre) mit Wohnort im Kinzigtal aus den Jahren 2004 bis II.Quartal/2009. Die Sekundärdaten decken alle Versorgungssektoren der Gesetzlichen Krankenversicherungsträger ab. Die Evaluation wird anhand relevanter Indikatoren der Inanspruchnahme und spezifischer interventionsbezogener Krankheitsindikatoren durchgeführt. Art, Form und Verlauf der Inanspruchnahme von medizinischen Versorgungsleistungen wird bei den AGil-Teilnehmern vor und nach der Intervention (Prä-Post-Analyse; Zeitraum ca. 3 Jahre vor bis 1,5–2,5 Jahre danach) untersucht und dann verglichen mit a) den Nicht-Teilnehmern und b) den nicht in das IV-Projekt eingeschriebenen AOK-Versicherten. Ergebnisse: Die ambulante und stationäre Inanspruchnahme sowie die Arzneimittelverordnungen steigen bei der Gesamtheit der AGil-Teilnehmer und den Vergleichsgruppen über den Beobachtungszeitraum kontinuierlich an. Standardisiert nach Alter und Geschlecht weisen die AGil-Teilnehmer die geringsten Zahlen bei den meisten Indikatoren der Inanspruchnahme auf. Bei Betrachtung nach ausgewählten Krankheiten oder Indikationsgruppen werden nennenswerte Unterschiede erkennbar; so nimmt die Behandlungsprävalenz von Adipositas deutlich ab. Routinedaten weisen bezüglich ihrer Informations- und Aussagekraft Grenzen auf. Ihre Nutzbarkeit und Qualität ist abhängig von vielen Faktoren wie z.B. neue Kodierungs- und Abrechnungsregeln, die sich während des Evaluationszeitraums ändern können. Diskussion: Die Evaluation eines Interventionsprojektes mittels Sekundärdaten bietet zahlreiche Chancen, wirft bei der konkreten Realisierung der Datenauswertung teilweise Probleme auf, die beim Studiendesign und der Interpretation der Ergebnisse beachtet werden müssen. Um das AGil-Programm statistisch valide hinsichtlich der Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen zu evaluieren, wären eine größere Datenbasis, mehr harte Ergebnisindikatoren und ein längerer Programm- und Evaluationszeitraum notwendig.