Gesundheitswesen 2011; 73 - A124
DOI: 10.1055/s-0031-1283662

Was sehen orthopädische und kardiologische RehabilitandInnen als ursächlich für den Erfolg einer rehabilitativen Maßnahme an?

A Ullrich 1, U Opitz 1, M Glattacker 1, E Farin-Glattacker 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg

Einleitung/Hintergrund: Ziel dieser Studie ist es mithilfe eines qualitativen Zugangs von den RehabilitandInnen selbst wahrgenommene ursächliche Faktoren für Veränderungen in der Rehabilitation zu identifizieren. Einige Studien haben sich bereits mit Konstrukten wie Erwartungen und Zielen von RehabilitandInnen befasst (1, 2). Ergänzend zu dieser prospektiven Perspektive fokussiert das aktuelle Projekt, worauf PatientInnen den wahrgenommenen Erfolg einer Rehabilitationsmaßnahme zurückführen (kausale Erfolgsattributionen, 3). Die explorative Fragestellung dient zur Identifizierung funktionaler Attributionen, die für das Nachsorgeverhalten der PatientInnen prognostisch relevant sein können. Daten und Methoden: In fünf Rehabilitationskliniken wurden leitfadenunterstützte Einzelinterviews mit 32 PatientInnen zu Rehabilitationsende durchgeführt (N=11 Kardiologie; N=21 MSK). Dabei wurden PatientInnen in Hinblick auf sechs Reha-Zielbereiche (körperliches/seelisches Befinden, Zurechtkommen im Alltag/Beruf, Kontakt mit anderen Menschen, Gesundheitszustand) zu ihren Erfolgsattributionen befragt. Die Auswertung der qualitativen Daten erfolgte mit ATLAS.ti (4). Unter Berücksichtigung der Patientenaussagen wurde ein hierarchisches Kategoriensystem und ein Kodiermanual in den sechs Zielbereichen entwickelt. Ergebnisse: 87,5% der PatientInnen geben nach der Rehabilitationsmaßnahme eine Verbesserung ihres Gesundheitszustands an. Die Ursachen für den Erfolg werden in Abhängigkeit von den Reha-Zielbereichen unterschiedlichen Kategorien zugeschrieben. In der Indikation MSK nennen PatientInnen am häufigsten aktive Maßnahmen wie Ausdauertraining (Oberkategorie „Strukturen und Prozessen“ =75 Zitate insgesamt), körperliche Ergebnisse wie Schmerzreduktion (Oberkategorie „Ergebnisse“ =63 Zitate insgesamt) und die Interaktion wie Gespräche mit dem Behandlungsteam sowie Einzelpersonen (Oberkategorie „Personal“ =29 Zitate insgesamt). In der Indikationsgruppe Kardiologie ist die Verteilung stark heterogen. Diskussion/Schlussfolgerungen: In den Indikationen zeigen sich unterschiedliche Attributionen. MSK-PatientInnen attribuieren den Reha-Erfolg häufiger auf externale (Personal bzw. Struktur und Rehabilitationsangebote) als auf internale Faktoren (Krankheitsbewältigung, Motivation). Ein heterogenes Bild zeigt sich bei kardiologischen PatientInnen, die in Abhängigkeit vom Reha-Zielbereich verschiedenen Faktoren den Reha-Erfolg zuschreiben. Verschiedene Attributionsstile (z.B. wenn keine Wirksamkeit des eigenen Gesundheitsverhaltens gesehen wird) scheinen für das Nachsorgeverhalten relevant zu sein. Diese Ergebnisse sollten mithilfe von weiteren (quantitativen) Untersuchungen vertiefend analysiert werden.

Literatur:

1 Schubmann, R.M., Vogel, H., Placzek, T. & Faller, H. (2005). Kardiologische Rehabilitations-Erwartungen und Einschätzungen von Patienten. Rehabilitation, 44. 134–143. 2 Faller, H., Vogel, H. & Bosch, B. (2000). Erwartungen von Rehabilitanden hinsichtlich der Methoden und Ergebnisse ihrer Rehabilitation-Eine kontrollierte Studie mit Rückenschmerz- und onkologischen Patienten. Rehabilitation, 39. 205–214. 3 Weber, H. & Salewski, C. (2009). Optimistischer und pessimistischer Attributionsstil. In: J. Bengel & M. Jerusalem (Hrsg.). Handbuch der Gesundheitspsychologie und Medizinische Psychologie, S. 76–77. 4 ATLAS.ti (Version 5.2.0). Berlin: Scientific Software Development GmbH, 2007.