Gesundheitswesen 2011; 73 - A141
DOI: 10.1055/s-0031-1283676

Snoezelen und Lesen. Ein Konzept zur Gesundheitsförderung für sozial benachteiligte Kinder

S Wegeng 1
  • 1Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS), Bremen

Einleitung: Sozial benachteiligte Kinder sind aufgrund ihrer Lebensumfeldbedingungen in der Gesellschaft gesundheitlich und erwerbsbiografisch ungleich gestellt. Gesundheit und der sozioökonomische Status beeinflussen sich hierbei gegenseitig. Die Konsequenzen sind, dass diese Kinder schlechter lesen lernen und in der Bildungslaufbahn schlechter abschneiden als ihre sozial besser gestellten AltersgenossInnen. Leseförderungsmaßnahmen sollten deshalb den sozialen Hintergrund mit berücksichtigen und an der Lesemotivation ansetzen. Langfristig werden damit Health Literacy Fähigkeiten gestärkt und gesundheitliche und soziale Ungleichheiten abgebaut. Methoden: Die methodologische Grundlage der Arbeit basiert auf dem qualitativen Forschungsparadigma. Es wurden Theorien und Konzepte in den Bereichen Gesundheitsförderung, Lesen und Snoezelen mittels Datenbankrecherchen erforscht. Praxiserfahrungen im Snoezelen und Lesen wurden mittels eines Experteninterviews und mit der Zusammenfassenden Qualitativen Inhaltsanalyse nach Phillipp Mayring erfasst. Theoretische Ergebnisse: Sozial benachteiligte Kinder schneiden im Gesundheitsstatus, in der Bildungsbeteiligung und in den Ergebnissen von Lesekompetenztests tatsächlich schlechter ab als ihre sozial besser gestellten AltersgenossInnen. Im Rahmen von Maßnahmen zur Leseförderung wurde deshalb empfohlen, die soziale Herkunft der Kinder stärker zu berücksichtigen und an der Lesemotivation anzusetzen. Ergebnisse des Experteninterviews: Das Angebot „Snoezelen und Lesen„ wurde in der Praxis gemeinsam von einer Sozialpädagogin und den teilnehmenden Kindern einer Obdachlosensiedlung in Mainz entwickelt. Durch die Kombination von Snoezelen mit Leseförderung und die Auswahl ansprechender Lektüre wurden die speziellen Bedürfnisse berücksichtigt und die Kinder individuell zum Lesen angeregt. Diskussion/Schlussfolgerungen: Die theoretischen Erkenntnisse und Ergebnisse des Experteninterviews geben einen Überblick zur Problemlage und können als Grundlage für die zukünftige Entwicklung eines speziellen Interventionskonzepts zur Leseförderung fungieren. Deutlich wird hierbei, dass die Ansätze der Praktikerin, das Snoezelen mit der Leseförderung zu verbinden, aus Wissenschaftsperspektive vor allem für die besonders förderungsbedürftige Zielgruppe sozial benachteiligter Kinder als eine hilfreiche Ergänzung zu den gängigen Leseförderungsmaßnahmen genutzt werden kann. Jedoch sind diese Erkenntnisse noch nicht abgesichert und bedürfen der Evaluation, um Anwendbarkeit, Nutzen und die Wirksamkeit der Maßnahme abzusichern.