Gesundheitswesen 2011; 73 - A135
DOI: 10.1055/s-0031-1283684

Analyse des Versorgungsumfangs und der Versorgungsqualität bei Arthrosepatienten anhand von GKV-Routinedaten

C Willer 1, E Swart 1
  • 1Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg

Hintergrund: Epidemiologisch gewinnt die Arthrose aufgrund der demographischen Entwicklung zunehmend an medizinischer Bedeutung. Etwa 40% der Bevölkerung im Alter von 70 Jahren und älter sind betroffen. Ob eine konservative oder operative therapeutische Maßnahme angewandt wird, richtet sich nach der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU). Die Umsetzung und Limitationen der Leitlinie werden beispielhaft untersucht. Der Beitrag stellt das Versorgungsgeschehen bei Arthrosepatienten dar und untersucht, inwieweit die DGU-Leitlinie umgesetzt wird. Datengrundlage: Es liegen Routinedaten der AOK Baden-Württemberg für Versicherte mit Wohnort Kinzigtal im Alter von 60 Jahren und älter für den Zeitraum 2005 bis 2008 vor, die innerhalb einer Interventionsstudie (‘Aktive Gesundheitsförderung im höheren Lebensalter' [AGil]) erfasst wurden. Näher betrachtet wurden alle Versicherten mit einer gesicherten ambulanten Diagnose Gon- oder Koxarthrose (M16/M17) ohne einen stationären Aufenthalt im Jahr 2005 mit einer dieser Entlassungsdiagnosen. Ergebnisse: 1551 Versicherte mit einer Diagnose Arthrose wurden gezählt. Die Behandlungsprävalenz (pro 1.000 Versichertenjahre) betrug 136 (60–69J.), 219 (70–79J.) und 250 (80J. und älter). Bei zwei Dritteln der Patienten wurde bis 2008 einschließlich mindestens ein Krankenhausaufenthalt dokumentiert (insgesamt 2.516 Aufnahmen). 86 Versicherte (5,5%) wurden zwischen 2006 und 2008 wegen Koxarthrose stationär aufgenommen, 95 wegen Gonarthose (6,1%) und 23 wegen eines Oberschenkelhalsbruches (1,5%). Bei 103 bzw. 92 Versicherten wurde eine Hüft- oder Knieendoprothese implantiert, davon wurde vier bzw. sieben Mal eine Revision vorgenommen. Nach der Implantation einer Knie- oder Hüftendoprothese gab es keinen Anstieg der Pflegebedürftigkeit gegenüber den konservativ behandelten Patienten. Schlussfolgerungen/Ausblick: GKV-Sekundärdaten erlauben eine differenzierte Darstellung der Versorgungssituation und Versorgungsqualität (z.B. bzgl. Revisionen oder Eintritt von Pflegebedürftigkeit) ebenso wie einen Vergleich verschiedener Versorgungsalternativen (konservative vs. operative Versorgung) bei Arthrosepatienten. Ergebnisse derartiger Analysen können unter Berücksichtigung von Risikofaktoren für eine erhöhte Vulnerabilität (z.B. Frailty-Syndrom) in die Erweiterung von Gesundheits- und Präventionsmaßnahmen einfließen, etwa die Empfehlung einer Sturzprophylaxe im höheren Alter. Dieser Analyseansatz ist auf andere Krankheitsbilder übertragbar.