Gesundheitswesen 2011; 73 - A299
DOI: 10.1055/s-0031-1283685

Körperliche Aktivität und Funktionsfähigkeit im Alter. Ergebnisse der Berliner Studie zur Operationalisierung von Multimorbidität und Autonomie im höheren Alter (OMAHA)

J Willers 1, C Scheidt-Nave 2, M Busch 2, J Fuchs 2
  • 1Universität Bremen, Public Health, Bremen
  • 2Robert Koch- Institut, Berlin

Einleitung/Hintergrund: In vielen Studien wurde der positive Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Gesundheit nachgewiesen. Mit zunehmendem Lebensalter spielt die körperliche Aktivität und die Erhaltung der Funktionsfähigkeit bei der Aufrechterhaltung von Gesundheit und Selbständigkeit eine bedeutsame Rolle. Untersucht wird der Zusammenhang zwischen Funktionsfähigkeit und körperlicher Aktivität bei ab 65-jährigen Personen. Material und Methoden: Eine bevölkerungsbasierte Stichprobe von 299 in Berliner Privathaushalten lebenden Personen ab 65 Jahren erhielt im Abstand von 12 Monaten zwei ausführliche standardisierte Untersuchungen und Befragungen zum Gesundheits- und Funktionszustand. Körperliche Aktivität wurde im Fragebogen erfasst. Zur Messung verschiedener Aspekte der Funktionsfähigkeit wurden der Timed-Up & Go-Test (TUG, alltagsrelevante Gehgeschwindigkeit), Chair-Rise-Test (Kraft der unteren Extremitäten), Balance-Test (Gleichgewicht) und der Greifkraft-Test (isometrische Handgriffstärke) durchgeführt. Ergebnisse: Körperlich inaktiv, d.h. weniger als 10–30 Minuten pro Woche körperlich/sportlich aktiv, waren 27,1% Teilnehmer. Körperliche Aktivität entsprechend der offiziellen Empfehlung, die beispielsweise das Netzwerk Gesundheit und Bewegung herausgeben hat, d.h. an mindestens fünf Tagen die Woche mindestens für 30 Minuten körperlich aktiv zu sein, gaben nur 12,7% der Frauen und 9% der Männer an. Im Hinblick auf die körperliche Funktionsfähigkeit fanden sich Hinweise auf Einschränkungen in der Beinfunktion beim TUG bei 4,9% der Männer und bei 5,1% der Frauen, beim Chair-Rise-Test bei 19,7% der Männer und 22,1% der Frauen. Beim Balance- Test erreichten 8% der Männer und 11,7% der Frauen Werte, die auf eine eingeschränkte Funktionsfähigkeit hindeuten. Eine verminderte Greifkraft hatten 12,4% der Männer und 15,3% der Frauen. Personen, deren Werte Hinweise auf eine eingeschränkte Funktionsfähigkeit lieferten, waren häufiger körperlich inaktiv. Diskussion/Schlussfolgerungen: Körperliche Inaktivität war in dieser Querschnittuntersuchung mit einer Einschränkung der Funktionsfähigkeit assoziiert. Mit zunehmendem Lebensalter verschlechtert sich die Funktionsfähigkeit und die körperliche Aktivität nimmt ab. Körperliche Aktivität könnte ein unterstützender Faktor zur Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit sein, jedoch sollten Erkrankungen und Lebensumstände in weitere Zusammenhangsanalysen einbezogen werden.

Literatur:

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