Gesundheitswesen 2011; 73 - A75
DOI: 10.1055/s-0031-1283688

Gesunde Mitarbeiter durch gesunde Führung: Was denken Führungskräfte über die Gesundheit ihrer Mitarbeiter?

T Yarmoliuk 1, K Hoffmann 2
  • 1Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg
  • 2Kompetenzzentrum für Sozialmedizin und betriebliche Gesundheitsförderung, Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Mannheim

Hintergrund: Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und global-ökonomischer Veränderungen der letzten Jahrzehnte wird die Gesundheit der Beschäftigten für das Fortbestehen von Unternehmen immer wichtiger. In der interdisziplinären Diskussion wird die zentrale Rolle der mittleren Führungskräfte für die Förderung der Mitarbeitergesundheit besonders hervorgehoben. Wie aber denken Führungskräfte selbst über die Gesundheit ihrer Mitarbeiter und über die Gesundheitsförderung im Betrieb? Da diese Perspektive bisher wenig Beachtung fand, wurden in dieser qualitativen Studie die Vorstellungen von Führungskräften rund um das Thema Mitarbeitergesundheit untersucht. Material und Methoden: Die Daten wurden in einer Stichprobe von acht Führungskräften mittlerer Hierarchiestufen in teilstandardisierten Experteninterviews erhoben und durch Anwendung inhaltsanalytischer Regeln strukturiert. Anschließend wurden die verschiedenen Interpretationen der Mitarbeitergesundheit in einer tiefenhermeneutischen Analyse fallübergreifend verglichen. Ergebnisse: Es ließ sich zum einen feststellen, dass unter den Führungskräften kein einheitliches Verständnis von Mitarbeitergesundheit und Gesundheitsförderung vorlag. Zum anderen wurden zwei grundsätzlich verschiedene Interpretationsrichtungen deutlich: Eine Gruppe der Führungskräfte fasste die Mitarbeitergesundheit als eine persönliche Angelegenheit des Arbeitnehmers auf, in die die Vorgesetzten nicht eingreifen konnten. Daher fand Gesundheitsförderung bislang ausschließlich auf der individuellen Ebene der einzelnen Mitarbeiter statt. Die zweite Gruppe der Führungskräfte erkannte hingegen ihre eigene Rolle für die Erhaltung der Mitarbeitergesundheit. Hier wurden die Arbeitsbedingungen als wichtiger Bestimmungsfaktor für die körperliche und mentale Gesundheit der Mitarbeiter angesehen. Aufgrund der täglichen Aufgabenlast war es jedoch in der zweiten Gruppe gerade für die Führungskräfte der mittleren Hierarchiestufen häufig nahezu unmöglich, Gesundheit zu fördern. Diskussion: Die Ergebnisse dieser Studie machen auf die Schwierigkeiten aufmerksam, mit denen Führungskräfte bei der Förderung der Mitarbeitergesundheit konfrontiert sind. Diese Perspektive der Führungskräfte sollte bei der Ausgestaltung von Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung dringend berücksichtigt werden.