Gesundheitswesen 2011; 73 - A306
DOI: 10.1055/s-0031-1283692

Multimediale Lehreinheiten in der Sozialmedizin am Beispiel des Themas Schwerbehinderung an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

U Zier 1, R Kimbel 1, S Letzel 1, E Münster 1
  • 1Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz

Einleitung/Hintergrund: Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass über 50% der jungen Ärzte in Deutschland nach Beendigung ihres Studiums unzureichende sozialmedizinische Fachkompetenz benennen [Ochsmann et al. 2010]. Vor diesem Hintergrund finden an der Universitätsmedizin Mainz besondere Bemühungen statt, das Fach Sozialmedizin praxisnah und problemorientiert zu vermitteln. Es wird das Ziel verfolgt, die praktischen Abläufe in der Sozialanamnese und die Leistungen des Sozialversicherungssystems und deren Nutzbarmachung für Ärzte und Patienten multimedial zu unterrichten. Am Beispiel des Themas Schwerbehinderung wird die Unterrichtsmethode vorgestellt. Daten und Methoden: Die Vorlesung Sozialmedizin findet als dringend empfohlene Lehrveranstaltung im 5. Semester mit einer Semesterwochenstunde statt. Ergänzt wird diese Vorlesung durch ein Pflichtpraktikum im 6. Semester mit ebenfalls einer Semesterwochenstunde. Das Thema Schwerbehinderung wird in zwei der Vorlesungseinheiten behandelt. Dabei werden sowohl grundlegende Kenntnisse zum rechtlichen Verständnis von Behinderung und Schwerbehinderung, zur sozialmedizinischen Begutachtung und zum Verfahren zur Erlangung eines Schwerbehindertenausweises und dessen Nutzen anhand von Fallbeispielen vermittelt. Um den Studenten die praktische Relevanz des Themas für die ärztliche Tätigkeit zu vermitteln, werden Filmaufnahmen von Interviews mit Schwerbehinderten und Lehrfilmszenen zum Umgang mit schwerbehinderten Patienten gezeigt. Im nachfolgenden Semester wird die Erstellung und Interpretation von ärztlichen Befundberichten im Verfahren der Anerkennung einer Schwerbehinderung im teilnahmeverpflichtenden sozialmedizinischen Praktikum in zwei Stunden eingeübt. Ergebnisse: Die sozialmedizinischen Vorlesungseinheiten zum Thema Schwerbehinderung sollen im Rahmen des Vortrages mit den multimedialen Einheiten vorgestellt werden. Die Erfolge des innovativen Lehrunterrichts zeigen sich zum einen an der gestiegenen Anzahl freiwillig teilnehmender Studierenden, die im Wintersemester 2010/11 bei über einem Drittel lag; zum anderen an den positiven Evaluationsergebnissen. Diskussion/Schlussfolgerungen: Das Erlernen von sozialmedizinischen Fähigkeiten und Fertigkeiten für den Praxisalltag im Umgang mit Patienten und bürokratischen Aufgaben ist eine dringende Notwendigkeit im Medizinstudium. Dem Fach Sozialmedizin kommt dabei eine bedeutende Rolle zu. Durch die Vermittlung an realistischen Fallbeispielen und realen Fällen können die Studenten stark aktiviert werden.

Literatur:

Ochsmann, Elke; Drexler, Hans; Schmid, Klaus. Medizinstudium: Berufseinstieg bereitet vielen Absolventen Probleme. Deutsches Ärzteblatt 2010; 107(14): A-654/B-570/C-562.