Suchttherapie 2011; 12 - S5_4
DOI: 10.1055/s-0031-1284499

Die Rolle impulsiven Verhaltens bei der Alkoholabhängigkeit

U Preuss 1, M Ridinger 2, D Rujescu 3, G Koller 3, M Soyka 4, P Zill 3
  • 1Universitäts- und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle/Saale
  • 2Universitätsklinik Regensburg, Regensburg
  • 3Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der LMU München, München, Germany
  • 4Privatklinik Meiringen, Meiringen, Schweiz

Impulsivität umfasst vielfältige Verhaltensweisen, die ohne ausreichende Reflexion unternommen werden und ein Individuum mit geringerer Voraussicht handeln lassen. Zahlreiche Ergebnisse aus verschiedenen Forschungsansätzen bestätigen das erhöhte Risiko für impulsive Personen, eine Alkoholabhängigkeit zu entwickeln. Ziel dieser Untersuchung ist es, bei einer Stichprobe von gesunden Kontrollen und Alkoholabhängigen, genetische Varianten des serotonergen Systems mit verschiedenen Aspekten impulsiven Verhaltens in Beziehung zu setzen. 1100 Alkoholabhängige (nach DSM-IV, 841m) und 436 Kontrollpersonen (232m) bewerteten sich hinsichtlich ihrer Impulsivität mit dem TCI (Temperament und Charakter-Inventar), dem Sensation Seeking Scale und der Barratt-Impulsiveness Scale (BIS 5). Genetische Varianten der 5-HTRA (rs7997012=A–1438G; rs6313=T102C; rs6314=HIS452Tyr, rs4941573, rs2296972), 5-HTT (5-HTTLPR, -VNTR), 5-HTR1A (rs6295=C–1019G), BDNF (rs6265, VAL66MET), COMT (rs4680, VAL158MET) und TPH1 (A–6526G, A218C) wurden mittels PCR (Polymerase Chain Reaction) genotypisiert. Alkoholabhängige mit erhöhter Impulsivität berichten über eine Reihe von Eigenschaften, die auf einen schwereren Verlauf der Abhängigkeit hinweisen. Logistische Regressionsanalysen ergaben Zusammenhänge zwischen Impulsivität, gemessen mit dem TPQ und dem BIS5, und TPH sowie 5-HT2A Varianten. Varianten beider Gene zeigten keinen Zusammenhang mit der Alkoholabhängigkeit. Die Haplotypen-Analyse resultierte in signifikanten Assoziationen zwischen TPH x TPQ und 5HT2A x BIS–5 Skalen. Verschiedene Formen impulsiven Verhaltens sind möglicherweise mit genetischen Varianten des 5HTR2A Genes assoziiert und beeinflussen das Risiko für das Entstehen einer Alkoholkonsumstörung.