Suchttherapie 2011; 12 - S6_01
DOI: 10.1055/s-0031-1284500

„Keine Kurzen für Kurze – eine vielschichtige und erprobte Kampagne gegen den Missbrauch von Alkohol im Jugendalter“

M Baars 1
  • 1Stadt Köln, Köln

Das Rauschtrinken im Jugendalter sorgt seit vielen Jahren für Schlagzeilen. Das Interesse der Medien scheint ungebrochen, vor allem wenn es im Öffentlichen Raum, beispielsweise im Kölner Straßenkarneval, sichtbar wird. Am Abend der Weiberfastnacht zeigt sich die weniger fröhliche Seite des Feierns in den Krankenhäusern der Innenstadt. Nicht nur Erwachsene, sondern auch Minderjährige, liegen im alkoholintoxikierten Zustand auf Feldbetten in der Ambulanz. Aus einer regionalen Studie zu Substanzkonsum und Suchtgefährdung bei Kindern und Jugendlichen, die von der Stadt Köln in Auftrag gegeben wurde, geht hervor, dass 31,3% der Klassen 10 Erfahrungen mit Rauschtrinken haben. In der Oberstufe steigt der Wert auf 42,2%. 50% der 3.700 befragten Schüler und Schülerinnen geben ihren ersten Alkoholkonsum mit bereits 12 Jahren an. Die Kölner Gesundheits- und Jugendverwaltung geht davon aus, dass in Köln jährlich etwa 800 Kinder und Jugendliche wegen Rauschtrinken im Krankenhaus versorgt werden müssen, wobei die steigende Zahl von jungen Mädchen nach den Erfahrungen der Mediziner zunimmt. Um dieser Situation zu begegnen wurde die Kampagne „Keine Kurzen für Kurze“ entwickelt, die mit ihrer Angebotsvielfalt der komplexen Problematik des exzessiven Alkoholkonsums bei Kindern und Jugendlichen präventiv begegnet. Die Umsetzung gelingt durch eine gute Kooperation der beteiligten Akteure mit vielschichtigen Aufgaben. Diese sind z.B. Jugendschutzkontrollen, Streetwork, Inobhutnahme, Eltern- und Öffentlichkeitsarbeit an Weiberfastnacht, Informationsvermittlung, Fortbildung, Elternarbeit und professionelle Suchtberatung im Jahresverlauf. In dem Vortrag werden einzelne Elemente der Kampagne betrachtet und welche Veränderungsprozesse im Umgang mit exzessivem Alkoholkonsum bei Kindern und Jugendlichen durch diese Kampagne über die Jahre eingeleitet wurden.