Suchttherapie 2011; 12 - S8_4
DOI: 10.1055/s-0031-1284521

Chatbasierte Nachsorge im Internet für Alkoholabhängige nach stationärer Entwöhnungsbehandlung

N Wollmerstedt 1, M Eich 2, D Kramer 1, P Missel 2
  • 1salus klinik Friedrichsdorf, Friedrichsdorf
  • 2AHG Kliniken Daun

Fragestellung: Den Erfolg einer Internet-basierten Nachsorge nach stationärer psychosomatischer Rehabilitation zeigen Wolf et al. (2008), Ebert et al. (2008) und Zimmer et al. (2010). Für Alkoholabhängige bestehen solche Konzepte noch nicht. Dies führte zur Fragestellung des vorgestellten Forschungsprojektes: Lässt sich mit einer chatbasierten Nachsorge im Internet die Nachhaltigkeit und Festigung der Behandlungsergebnisse bei stationär entwöhnten Alkoholabhängigen steigern?

Methodisches Vorgehen: Im Rahmen einer prospektiv, randomisierten Längsschnittstudie mit einer Experimentalgruppe (wöchentliche chatbasierte Gruppentherapie im Internet, 26 Sitzungen in 6 Monaten) und einer Kontrollgruppe (kurzer monatlicher Telefonkontakt zu einem Therapeuten, 6 Anrufe) sollen insgesamt 400 Patienten untersucht werden. Ab Dezember 10 erfolgte in zwei Fachkliniken für Abhängigkeitserkrankungen die Rekrutierung der Patienten und im März 11 haben die ersten chatbasierten Gruppentherapien im Internet begonnen.

Ergebnisse: Es werden u.a. Daten zur Vorbereitung, Einführung und Etablierung der Studie bzw. der Chat-Nachsorge (Patienteninteresse an der Studie, Umsetzung vorgegebener Nachsorgethemen im Chat, Patienten- und Therapeutenzufriedenheit mit der chatbasierten Gruppentherapie etc.) erhoben. Des Weiteren können Zahlen zu Rückfällen, Krisen und Life-Events innerhalb des ersten halben Studienjahres berichtet werden.

Schlussfolgerung: Bei nachgewiesener Wirksamkeit kann die gruppentherapeutische chatbasierte Nachsorge im Internet bei Alkoholabhängigen weiter evaluiert und ggf. regelhaft eingesetzt werden. Schneider (2008) unterstreicht, dass es im Bereich der Rehabilitation nicht auf kurzfristige Erfolge ankomme, sondern diese auf Nachhaltigkeit der Ergebnisse abziele (vgl. auch Missel et al., 2010). Das Forschungsprojekt soll auf möglichst effiziente Weise alkoholabhängige Rehabilitanden poststationär bei der Verfolgung ihrer Therapieziele im Alltag unterstützen.

Literatur: Ebert, D., Tarnowski, T., Berking, M., Sieland, B. (2008). Vernetzung von Psychotherapie und Alltag: Ein web-basiertes Nachsorgekonzept zur Förderung von stationären Therapieerfolgen. In: Bauer, S. und Kordy, H. E-Menthal-Health. Neue Medien in der psychosozialen Versorgung. Heidelberg: Springer. Missel, P., Schneider, B., Bachmeier, R., Funke, W., Garbe, D., Herder, F., Kersting, S., Medenwaldt, J., Schneider, B., Verstege, R., Weissinger, V., Wüst, G. (2010). Effektivität der stationären Suchtrehabilitation – FVS-Katamnese des Entlassjahrgangs 2007 von Fachkliniken für Alkohol- und Medikamentenabhängige. Sucht aktuell, 17/1, 9 - 20. Schneider, R. (2008). Zur Einschätzung des Behandlungserfolgs durch Katamnesen – Erhebungsmethodik, Ausschöpfungsrate, Darstellung. Sucht aktuell, 15/1, 25-30. Wolf, M., Zimmer, B., Dogs, P. (2008). Chat- und E-Mail-Brücke: Nachsorge nach stationärer Psychotherapie. In: Bauer, S. und Kordy, H. E-Menthal-Health. Neue Medien in der psychosozialen Versorgung. Heidelberg: Springer. Zimmer, B., Moessner, M., Kordy, H. (2010). Die Kommunikation von Patienten mit einer chronischen Erkrankung in einem Internet-Chat zur Nachsorge einer stationären psychosomatischen Behandlung. Rehabilitation; 49; 301-307