Suchttherapie 2011; 12 - S23_1
DOI: 10.1055/s-0031-1284576

Überblick nationaler und internationaler Maßnahmen zur Prävention von pathologischem Internet- und Computerspielgebrauch

A Pauly 1
  • 1Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Köln

Internetangebote und Computerspiele haben eine große Bedeutung im Alltag von Jugendlichen: 83% der 12- bis 19-jährigen Jugendlichen sind täglich oder mehrmals in der Woche online (MPFS, 2010). Etwa 60% der Nutzungszeit verbringen sie mit Kommunikation in sozialen Netzwerken, Chat- oder E-Mail-Programmen. Für Jugendliche sind bei Computerspielen besonders Online-Rollenspiele attraktiv. Je mehr Anbindungsfaktoren von solchen Spielen ausgehen, umso größer ist die Gefahr exzessiver Nutzung. Nach aktuellen Erkenntnissen ist die Gruppe der Online-Rollenspieler die Hauptproblemgruppe im Zusammenhang mit pathologischem Spielverhalten. Internet- oder Computerspielsucht ist bisher international nicht als Krankheit anerkannt, da es erhebliche Defizite in Epidemiologie- und Diagnostik-Forschung gibt. Dennoch finden sich zunehmend Betroffene im ambulanten und stationären Kontext, weshalb sich Einrichtungen aus der Suchthilfe auf dieses Bedarfsthema einstellen und Beratungs- und Behandlungsangebote für jugendliche Betroffene konzipieren. Bislang liegen wenig gesicherte Hinweise zu Risiko- und Schutzfaktoren der pathologischen Internet- und Computerspielnutzung vor. Da sich Nutzungsgewohnheiten der Zielgruppe in den letzten Jahren nachhaltig verändert haben, sollten die Ansatzpunkte zur Vorbeugung von Krankheitsentstehung angepasst werden. Gesellschaftliche Anforderungen, die z.B. aus einer wachsenden Bedeutung digitaler Medien für Jugendliche erwachsen, sind in der Suchtprävention aktiv aufzugreifen. Dazu ist ein vorausschauendes, an den Gesundheitsressourcen orientiertes Handeln notwendig, das auf Instrumente aus den Bereichen der Verhältnis- und der Verhaltensprävention zurückgreifen kann. Der Vortrag gibt einen Überblick nationaler und internationaler Ansätze der Prävention von pathologischem Internet- und Computerspielgebrauch. Auf der Basis dieser Präventionsansätze sollen notwendige jugendspezifische Präventionsmaßnahmen abgeleitet werden.

Literatur: Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (MPFS) (2010). JIM 2010. Jugend, Information, (Multi-)Media. Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland. Stuttgart.