Suchttherapie 2011; 12 - S34_2
DOI: 10.1055/s-0031-1284622

Therapieorientierungswerte für Rehabilitanden-Management-Kategorien (RMK) – Ein Weg zur Effizienzsteigerung der stationären Alkoholentwöhnung? – Neue Ergebnisse aus dem RMK-Konzept im Abgleich mit aktueller Versorgungspraxis und DRV-Reha-Therapiestandards

K Spyra 1, U Egner 2, S Köhn 1, J Lindenmeyer 3, P Missel 4
  • 1Abteilung Versorgungssystemforschung und Grundlagen der Qualitätssicherung in der Rehabilitation, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin
  • 2Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin
  • 3salus Klinik Lindow, Lindow
  • 4AHG Kliniken Daun

An der Charité – Universitätsmedizin Berlin wurde im Rahmen des Konzepts der Rehabilitanden-Management-Kategorien ein Assessment entwickelt und erprobt, welches alkoholabhängige Rehabilitanden nach ihrem reha-relevanten somato-psycho-sozialen Therapiebedarf klassifiziert. Zusammenhänge zu den derzeit applizierten Leistungen waren bisher kaum nachzuweisen, u.a. deshalb, weil das RMK-Assessment bisher nicht für die Therapiesteuerung eingesetzt wurde. Gleichzeitig liegen seit kurzem mit den „Therapiestandards Alkoholabhängigkeit“ der DRV klinikübergreifende Leistungsanforderungen für evidenzbasierte Therapiemodule (ETM) vor, allerdings nicht für Fallgruppen spezifiziert. Ein entsprechender Ansatz liegt nunmehr mit den Therapieorientierungswerten (TOW) für die 4 RMK-Bedarfsgruppen Alkoholabhängigkeit vor. Um klinisch machbare, maximal Theorie-/expertenbasierte und individuell umsetzbare Werte zu erhalten, wurde folgender methodischer Zugang gewählt:

(1) Der pro ETM im Durchschnitt pro RMK zu erbringende Leistungsumfang wurde primär im Expertenkonsens festgelegt. (2) Es wurde eine Zuordnung (experten- und evidenzbasiert) von relevanten Beeinträchtigungsmerkmalen aus dem RMK-Assessment zu den ETM vorgenommen, um fallbezogen entscheiden zu können, bei welcher Beeinträchtigung die Leistungen erbracht werden sollen. (3) Durch retrospektive Analyse des vorhandenen Datensatzes (N=1.500, 12 Kliniken) wurde geprüft, ob unter den modellierten Voraussetzungen die Anforderungen der DRV-Therapiestandards im Schnitt über alle Patienten erfüllt worden wären. (4) Es wurde ein Algorithmus entwickelt, der für jeden Patienten unter Rückgriff auf seine Assessment-Ergebnisse eine individuelle Therapieempfehlung gibt und somit klinisch praktikabel ist. In einer Implementationsstudie werden derzeit Praktikabilität und Nutzen der RMK-Therapieorientierungswerte in der klinischen Praxis untersucht, wobei u.a. auch die 1-Jahres-Routine-Katamnesen berücksichtigt werden.

Literatur: DRV Bund (2010). Reha-Therapiestandards Alkoholabhängigkeit - Pilotversion. Deutsche Rentenversicherung Bund. Berlin. Lindenmeyer, J. (2010): Sinn und Unsinn von Fallgruppen in der Suchtrehabilitation. Sucht aktuell, 1. 30-35. Möllmann, C., Spyra, K. (2009): Rehabilitanden-Management-Kategorien in der Sucht-Rehabilitation. Sucht aktuell, 1. 26-31. Spyra, K., Müller-Fahrnow, W., Blume, C., Böttcher, J., Erhart, M., Streibelt, M. (2008): Rehabilitanden-Management-Kategorien (RMKs) und die Option einer finanziellen Vergütung im Sinne von Rehabilitanden-Management-Pauschalen (RMPs). Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 80. 108-129. Spyra K., Ammelburg, N., Köhn, S. (2010). "Rehabilitanden-Management-Kategorien (RMK): Überblick zu den Ergebnissen aus der bisherigen Forschungs- und Entwicklungsarbeit." Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation 87: 63-80.