Suchttherapie 2011; 12 - S37_2
DOI: 10.1055/s-0031-1284635

Die Wirksamkeit psychologischer und psychopharmakologischer Interventionen bei pathologischem Glückspiel – Eine Metaanalyse

AR Laireiter 1, M Leibetseder 2, B Hittenberger 3, M Vierhauser 1
  • 1Fachbereich Psychologie, Universität Salzburg, Salzburg, Österreich
  • 2Sozialmedizinischer Dienst des Landes Salzburg, Salzburg, Österreich
  • 3Sozialmedizinischer Dienst des Landes Salzburg, Salzburg, Österreich

Es wird eine Meta-Analyse zur Wirksamkeit psychologischer und psycho-pharmakologischer Interventionen bei pathologischem Glücksspiel vorgestellt. Dazu wurde eine systematische Literaturanalyse bis einschließlich Juli 2006 der Datenbanken PsycInfo, PsyndexPlus, Pascal, Biomed, Medline und Scopus durchgeführt. Von den daraus resultierenden 144 Studien erfüllten 56 mit 3.551 Patienten die Einschlusskriterien. Inkludiert wurden sowohl Studien mit Prä-Post-Katamnese- wie auch mit Vergleichs- oder Kontrollgruppen-Designs. Effektstärken wurden nach Cohen’s d berechnet. Bei Studien mit mehr als einem Outcome-Kriterium wurden diese gemittelt. Psychopharmakologische Behandlungen (d=.83; p ≤ .01; CI(95%)=.72–.95) erwiesen sich zum Therapieende als effektiver als psychologische (d=.63; p ≤ .01; CI(95%)=.54–.72). Deren Effekte waren zum Follow-up (M=17 Monate) jedoch hoch (d=1.26; p ≤ .01; CI(95%)=1.15–1.37). Wegen fehlender Studien konnten keine entsprechenden Effekte für pharmakologische Behandlungen berechnet werden. Im Hinblick auf die spezifischen Behandlungen erwiesen sich Psycho-Stimulantien und Stimmungsstabilisierer als am effektivsten; bei den psychologischen Methoden waren es multimodale Programme, die aus einer Kombination von Selbsthilfe, Kompetenztrainings und Familieninterventionen bestanden. Allerdings wurden diese primär über Prä-Postvergleiche evaluiert, die sich insgesamt als wirksamer erwiesen. Vergleicht man die multimodalen Programme mit den kognitiv-verhaltenstherapeuten, die ebenfalls in einem Prä-Post-Design evaluiert worden sind, so erwiesen sich letztere den ersteren überlegen. Moderatoranalysen erbrachten das Studiendesign (within vs. between subjects) als einzigen relevanten Moderator. Die Ergebnisse müssen als vorläufig gewertet werden, da das Feld noch viele Mängel aufweist. So fehlen vor allem kontrollierte randomisierte Studien mit langfristigen Katamnesen. Auch wurden Kombinationstherapien noch nicht untersucht.