Suchttherapie 2011; 12 - PO18A
DOI: 10.1055/s-0031-1284669

Quetiapin vs. Plazebo in der Alkoholrückfallprophylaxe – eine randomisierte placebokontrollierte Studie

U Havemann-Reinecke 1, D Wedekind 1, C Hiemke 3, A Diehl 4, K Mann 5, B Croissant 2
  • 1Dept. of Psychiatry and Psychotherapy, University of Goettingen
  • 2Christoph-Dornier-Klinik for Psychotherapy Muenster, Academic Teaching Hospital Ruhr University Bochum
  • 3Dept. of Psychiatry and Psychotherapy, University of Mainz
  • 4Dept. of Psychiatry, Academic Teaching Hospital, Klinikum Braunschweig
  • 5Dept. of Addictive Behaviour and Addiction Medicine, Central Institute of Mental Health, Mannheim, Heidelberg University

Einleitung: Aufgrund von Quetiapins besonderem Wirkprofil auf das serotonerge, dopaminerge und noradrenerge Transmittersystem haben wir seine Effektivität bei entgifteten alkoholabhängigen Patienten in der Alkoholrückfallprophylaxe untersucht.

Methode: Trizentrische RCT Studie in der 40 alkoholkranke Patienten nach Entgiftung über 6 Monate untersucht wurden (Quetiapin vs. Plazebo, flexible Dosierung 25– 300mg/tgl). Erfasst wurden Alkohol- und Nikotinkonsum und Substanz-Craving sowie affektive und Angst-Symptome (OCDS-G, Form 90-CR, Form 90 short form-CR, PSQI, MADRS, STAI, BDI und FTND).

Ergebnisse: Die Anzahl früherer Alkoholentgiftungsbehandlungen, die Schwere der Abhängigkeit, die Depressivität und STAI-Trait Werte waren in der Quetiapingruppe trotz Randomisierung höher ausgeprägt. In dem Hauptzielparameter Zeit bis zum ersten schweren Rückfall konnte für Quetiapin kein Vorteil gegenüber Plazebo aufgezeigt werden. In der Post Hoc Analyse konnte allerdings ein mäßig hohe positive Korrelation (r=0,518) zwischen der täglich eingenommenen Quetiapinmenge und der Anzahl der Alkohol abstinenten Tage beobachtet werden. Darüberhinaus konnten in der Verumgruppe signifikant höhere Quetiapin-Serumspiegel bei den Patienten ohne schweren Rückfall gefunden werden.

Zusammenfassung: Es zeigte sich keine Überlegenheit von Quetiapin 25-300mg/tgl. in der Prophylaxe von schweren Rückfällen bei alkoholabhängigen Patienten im Vergleich zu Placebo hinsichtlich des primären Zielparameters der Anzahl der Tage bis zum schweren Alkoholrückfall. Sekundäre Zielparameter wie Depressivität und Angstsymptome besserten sich in beiden Gruppen ohne erkennbare Gruppenunterschiede. Die Gruppe der Quetiapin behandelten Patienten war zufällig (kleines N) bezüglich Ausprägung der Alkoholabhängigkeit und der depressiven- und Angstsymptome deutlich schwerer beeinträchtigt Dies könnte ein wesentlicher Faktor sein, warum es keine Unterschiede in der Rückfallhäufigkeit zwischen den Gruppen gab. Da der größte Anteil von schweren Rückfällen in den ersten Wochen der Studie zu beobachten war, konnten möglicherweise aufgrund des flexiblen Dosierungsregimes in der frühen Phase der Studie z.T. noch keine ausreichend hohen Quetiapindosierungen bzw. Serumspiegel erreicht werden. Patienten ohne schweren Rückfall hatten signifikant höhere Quetiapin-Serumspiegel.

Die Sicherheit von Quetiapin ist mit insgesamt nur 6 unerwünschten Ereignissen in der gesamten Studie (0 unter Placebo) als sehr gut zu bezeichnen.

Die Studie (ISS D 1449L00022) wurde von Astra Zeneca gesponsert.