Suchttherapie 2011; 12 - PO27
DOI: 10.1055/s-0031-1284678

Neue synthetische Drogen – Entwicklungen in Deutschland und Europa

I Kipke 1
  • 1IFT Institut für Therapieforschung, München

Hintergrund: Die Zahl neuer Drogen, die über das EU-Frühwarnsystem von Europol und Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) offiziell gemeldet wurden, steigt seit Jahren stark an. Im Jahr 2008 wurden 13 psychoaktive Substanzen gemeldet, 2009 24 und von Januar bis Oktober 2010 waren es 31. Bei diesen neuen Drogen handelt es sich ausnahmslos um synthetische Verbindungen. Darunter sind synthetische Cannabinoide und synthetische Cathinone am häufigsten. Synthetische Cannabinoide werden üblicherweise Kräutermischungen beigemengt und über Internet- oder Headshops als „Legal Highs“ oder „Research Chemicals“ vertrieben. Bei synthetischen Cathinonen handelt es sich um Derivate der Ausgangsverbindung Cathinon, die strukturell mit Amphetamin verwandt ist. Die synthetischen Cathinone werden, ebenfalls als „Legal Highs“ über Internet- oder Headshops, als Badesalze oder Pflanzendünger distribuiert. Da es sich um neue psychoaktive Substanzen handelt, fallen sie üblicherweise nicht unter die aktuellen Betäubungsmittelgesetze der einzelnen Nationalstaaten, was das Monitoring und die Kontrolle sowie entsprechende Gegenmaßnahmen erschwert. Die EBDD hat Anfang 2010 in der neuesten Erfassung von Online-Händlern 170 Online-Shops ermittelt, die „Legal Highs“ und halluzinogene Pilze anbieten.

Ziel: Es sollen die aktuellen Daten aus Deutschland und Europa zu neuen synthetischen Drogen vorgestellt werden.

Diskussion: Da die Verbreitung von synthetischen Cathinonen und Cannabinoiden ein relativ neues Phänomen ist, liegen kaum epidemiologische Daten vor. Ebenso rar sind, trotz einiger Kasuistiken, wissenschaftliche Erkenntnisse zu gesundheitlichen und sozialen Begleiterscheinungen. Die Gesetzgebung steht vor einer wachsenden Herausforderung beim Umgang mit den neuen psychoaktiven Substanzen.