Suchttherapie 2011; 12 - PO44
DOI: 10.1055/s-0031-1284693

Zusammenhang zwischen selbst gesetzten Therapiezielen und Therapieergebnis bei stationären Cannabis-/Partydrogenpatienten

W Dau 1, JS Scholz 1, A Schmidt 1, AF Schmidt 2, M Banger 1
  • 1LVR-Klinik Bonn, Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen und Psychotherapie, Bonn
  • 2Psychologisches Institut der Universität Bonn, Bonn

Einleitung:

In der LVR-Klinik Bonn werden seit 2004 junge Erwachsene Cannabis-/Partydrogenpatienten. Aus den klinischen Erfahrungen wurde eine spezielle Kurzintervention „Kompass“ entwickelt (Dau et al., in press). In dieser Studie wurde untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen den selbstgewählten Zielen der stationären Patienten und dem Therapieergebnis gibt.

Methode:

In einem qualitativ-quantitativen Ansatz wurden die Tagesziele von n=54 stationären Pat. (Alter=22,7) kategorisiert. Als Messinstrumente wurden der BDI, der IIP-C, der BSI und der STAI sowie der EuropASI eingesetzt. Weiterhin wurden suchtbezogene und soziodemographische Merkmale erfasst und in die Auswertung einbezogen. Zur Quantifizierung des Therapieergebnis wurden Effektstärken und der Reliabe Chance Index (RCI, Jacobson & Truax, 1991) berechnet. Die Auswertung erfolgte über qualitative Verfahren (Bortz & Döhring, 2006) und regressionsanalytisch.

Ergebnisse:

Die Patienten setzen sich individuelle Tagesziele. Ein Zusammenhang zwischen den Tageszielen und übergeordneten Therapiezielen ist erkennbar. Die Möglichkeit sich „Zielfinden“ als Kompassziel zusetzen wurde nur in 11% aller Fälle gewählt. Das Ausmaß der Zielerreichung im „Kompass“ steht im Zusammenhang zum Ausmaß der Depressivität (BDI) zum Entlassungszeitpunkt: R 2 = .13, F=5.269, p=.029, beta=-.39. Es gibt Hinweise auf Unterschiede zwischen Konsumentengruppen.

Schlussfolgerung:

Die Zielsetzung für den „Kompass“ scheint sich sinnvoll in den Therapieverlauf einzupassen. Weitere Untersuchungen zur Nutzbarkeit als Instrument für die Diagnostik und die weitere Therapieplanung erscheinen sinnvoll und notwendig. Der gefundene Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Zielerreichung und der gemessenen Depressivität zum Entlassungszeitpunkt unterstreicht die Wichtigkeit von positiver Verstärkung für den Therapieerfolg.

Literatur: Bortz, J. & Döring, N. (2006). Forschungsmethoden und Evaluation. Für Human- und Sozialwissenschaftler. 4. überarbeitete Auflage. Berling: Springer Verlag. Dau, W., Schmidt, A., Schmidt, A. F., Krug, T., Läpple, S. E & Banger, M. (im Druck). Fünf Minuten täglich: Kompass - eine stationäre Kurzintervention für junge Cannabis-/Partydrogenpatienten nach dem "Bonner Modell - Junge Sucht", Sucht. Jacobson, N. S. & Truax , P. (1991). Clinical significance: A statistical approach to defining meaningful change in psychotherapy research. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 59, 12-19.