Suchttherapie 2011; 12 - PO51
DOI: 10.1055/s-0031-1284699

Unterschiede zwischen impliziter und expliziter Bewertung von Krankheitsbegriffen bei Rauchern – ein Mechanismus zur Angstinhibierung?

C Dinter 1, M Witthöft 2, C Rockenbach 3, F Kiefer 1, J Bailer 1
  • 1Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim
  • 2Psychologisches Institut, Universität Mainz, Mainz
  • 3Praxis für Psychologische Psychotherapie, Mannheim

Theoretischer Hintergrund: Frühere Studien belegen einen Zusammenhang zwischen negativer Affektivität und dem Rauchen. Im nicht-klinischen Kontext aber wurde der Zusammenhang des Rauchens mit genereller Ängstlichkeit bisher nicht überzeugend belegt. Ferner zeigten viele Studien den „optimistischen Bias“ von Rauchern gegenüber assoziierten Gesundheitsgefahren. Ziel der vorliegenden Studie war die Prüfung von Zusammenhängen zwischen Maßen genereller Ängstlichkeit und Krankheitsängstlichkeit, sowie expliziten und impliziten Bewertungen krankheitsbezogener Wortstimuli bei psychopathologisch unauffälligen Rauchern (R) und Nichtrauchern (NR). Methoden: Verglichen wurden 59 R und 56 NR auf Ängstlichkeitsmaßen und bzgl. ihrer expliziten und impliziten Bewertung krankheitsrelevanter Begriffe. Explizite und implizite Beurteilungen krankheitsbezogener Begriffe wurden mit dem Self-Assessment-Manikins und dem impliziten Assoziationstest erfasst. Ergebnisse: In den Ängstlichkeitsmaßen fanden sich keine Unterschiede zwischen R und NR. Auf der expliziten Ebene bewerteten R krankheitsbezogene Stimuli zwar negativer als NR, aber nicht auf der impliziten Ebene, hier zeigten sie eine weniger negative Bewertung als die NR. Diskussion: Die implizit weniger negative Bewertung von krankheitsbezogenen Inhalten durch R könnte durch eine höhere Risikobereitschaft oder durch den „healthy smoker effect“ erklärt werden. Die gleichzeitig explizit negativere Bewertung krankheitsbezogener Stimuli der R ggü. den NR könnte auch auf einen Mechanismus der Angstinhibierung auf automatischer Ebene hindeuten, ähnlich wie für die Generalisierte Angststörung postuliert.

Literatur: Baker Morisette, S., Tull, M. T., Gulliver, S. B., Wolfsdorf Kamholz, B. & Zimering, R. T. (2007). Anxiety, Anxiety Disorders, Tobacco Use, and Nicotine: A Critical Review of Interrelationships. Psychological Bulletin, 133, 245 – 272. Becklake MR, Lalloo U (1990). The ‘healthy smoker’: a phenomenon of health selection? Respiration, 57, 137–144. Borkovec, T. D., Alcaine, O. & Behar, E. (2004). Avoidance theory of worry and generalized anxiety disorder. In R. G. Heimberg, C. L. Turk & D. S. Mennin (Eds.), Generalized anxiety disorder: Advances in research and practice, (pp. 77-108). New York: Guilford Press. Egloff, B. & Schmukle, S. C. (2002). Predictive Validity of an Implicit Association Test for Assessing Anxiety. Journal of Personality and Social Psychology, 83, 1441–1455. Weinstein, N. D., Marcus, S. E. & Moser, R. P. (2005). Smokers’ unrealistic optimism about their risk. Tobacco Control, 14, 55-59. Witthöft, M., Haaf, A., Rist, F. & Bailer, J. (2010). Erfassung von Krankheitsangst mit dem Multidimensional Inventory of Hypochondriacal Traits (MIHT). Diagnostica, 56, 2-12.