Suchttherapie 2011; 12 - PO56
DOI: 10.1055/s-0031-1284705

Internetsucht und Internetnutzungsverhalten bei Schülerinnen und Schülern – Eine repräsentative Untersuchung in der Steiermark, Österreich

T Lederer 1, MH Geishofer 2
  • 1x-sample Sozialforschung, Marktforschung, Evaluation, Graz, Österreich
  • 2b.a.s. [betrifft abhängigkeit und sucht] Steirische Gesellschaft für Suchtfragen, Graz, Österrecih

Ziele/Fragestellungen: Die vorhandene Datenlage zur Prävalenz der Internetsucht bei Jugendlichen ist aufgrund von messtheoretischen und stichprobenbezogenen Einschränkungen unklar (vgl. Hahn & Jerusalem, 2010). Um diese Lücke zu schließen finanzierte die Steirische Gesellschaft für Suchtfragen die vorliegende Studie zum Internetnutzungsverhalten unter steirischen Schülerinnen und Schülern. Fragestellungen der Studie waren die Quantifizierung der Prävalenz von Internetsucht, die Beschreibung des Internetnutzungsverhaltens sowie die Identifikation von Korrelaten suchtgefährdeten Internetnutzungsverhaltens.

Methode: Grundgesamtheit der Untersuchung waren alle steirischen Schülerinnen und Schüler ab der 9. Schulstufe. Als Stichprobe diente eine zweistufige Klumpenstichprobe mit einer Schichtung nach Schultyp und Schulstufe. Die Befragung erfolgte in 100 Schulklassen an einem Stichprobenumfang von n=2.095. Die Daten wurden zusätzlich nach Schultyp, Alter und Geschlecht gewichtet. Die Befragung erfolgte als Onlinebefragung über die Befragungsplattform onlineumfragen.com. Die Durchführung erfolgte klassenweise in den EDV-Sälen der Schulen unter Supervision von Lehrpersonal. Messinstrumente waren vorwiegend psychometrische Tests sowie eigens konzipierte Fragen zur Erfassung des Internetnutzungsverhalten.

Ergebnisse und Diskussion: Bei insgesamt 3,9% der befragten Schülerinnen und Schüler kann eine Internetsuchtgefährdung oder Internetsucht festgestellt werden. Eine differenzierte Betrachtung dieser Prävalenzen nach Alter und Geschlecht zeigt, dass 14,6% der über 18 jährigen Schülerinnen sowie 8,6% der Schüler desselben Alterssegments zumindest internetsuchtgefährdet sind. Insbesondere Diskussionsforen und Chatrooms, Spiele mit Geldeinsatz und Erotik/Sex/Porno konnten als Nutzungsbereiche identifiziert werden, wo die Wahrscheinlichkeit stark steigt, in eine suchtgefährdete Internetnutzung zu kippen.

Literatur: Fahrenberg, J., Hampel, R. & Selg, H. (2001) Das Freiburger Persönlichkeitsinventar. 7. Auflage. Göttingen-Hogrefe. Fydrich, T., Sommer, G. & Brähler, E. (2007). Fragebogen zur Sozialen Unterstützung. Göttingen: Hogrefe. Hahn, A., & Jerusalem, M. (2010). Die Skala Internetsucht: Psychometrische Eigenschaften und Validität. erschienen in: te Wildt, B. (2010). Diagnostik, Therapie und Prävention von Computerspielabhängigkeit. Hannover: Fachverband Medienabhängigkeit. Mattejat, F., & Remschmidt, H. (2006). Inventar zur Erfassung der Lebensqualität bei Kindern und Jugendlichen“. Bern: Verlag Hans Huber, Hogrefe. Roth, M., Markert, Ch., Petermann, H. (2003). Skala “Unterstützung durch die Eltern“ (SKU). In A. Glöckner-Rist, F. Rist, & H: Küfner (Hrsg.), Elektronisches Handbuch zu Erhebungsinstrumenten im Suchtbereich (EHES). Version 3.00. Mannheim: Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen. Schwarzer, R. & Jerusalem, M. (Hrsg.) (1999). Skalen zur Erfassung von Lehrer- und Schülermerkmalen. Dokumentation der psychometrischen Verfahren im Rahmen der Wissenschaftlichen Begleitung des Modellversuchs Selbstwirksame Schulen. Berlin: Freie Universität Berlin.