Suchttherapie 2011; 12 - PO58
DOI: 10.1055/s-0031-1284707

Messung Problematischer Internetnutzung: Vergleich der Compulsive Internet Use Scale (CIUS) und des Internet Addiction Test (IAT)

D Gürtler 1, N Kastirke 1, A Westram 2, A Kreuzer 3, HJ Rumpf 3, U John 1, C Meyer 1
  • 1Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald
  • 2Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin
  • 3Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universität Lübeck, Lübeck

Ziele: In Ermangelung etablierter diagnostischer Kriterien stellt die epidemiologische Beschreibung der Pathologischen Internetnutzung in der Bevölkerung ein besonderes Problem dar. Ein international im klinischen Kontext häufig genutztes Instrument ist der IAT [1]. Für eine epidemiologische Nutzung wurde der CIUS [2] entwickelt, für den jedoch bisher keine Cut-off-Werte publiziert wurden. Im Beitrag werden die psychometrischen Eigenschaften des IAT und der CIUS in einer Stichprobe mit erhöhtem Risiko für Problematischen Internetgebrauch verglichen. Methode: Die Stichprobe wurde im Rahmen einer epidemiologischen Studie zum Glücksspielverhalten (PAGE) gewonnen [3]. Insgesamt wurden 277 Probanden mit Problematischem oder Pathologischem Glücksspielen (225 Männer, 52 Frauen) zwischen 14 und 63 Jahren, welche mindestens eine Stunde in der Woche privat das Internet nutzen, befragt. Für die 14 CIUS und 20 IAT Items (Item-Range 1–5) wurden Summenscores gebildet. Ergebnisse: Beide Skalen erwiesen sich mit einem Cronbach‘s α von 0.9 als intern konsistent. Mit einer Korrelation von .76 (95%-KI: .7-.8) ergab sich für beide Skalen eine befriedigende konvergente Validität. Die Korrelation des CIUS und IAT mit der Dauer der wöchentlichen privaten Internetnutzung betrug .53 bzw. .40. Auf Basis des IAT ergab sich für die Problematische Internetnutzung (Cut-off>=40) eine Prävalenz von 25,27%. Eine vergleichbare Rate von 26,35% basierend auf dem CIUS ergibt sich bei einem Cut-off von 34. Nutzt man den IAT als Goldstandard, ergibt sich die höchste Rate korrekt klassifizierter Fälle bei einem CIUS Cut-off von 33 (Sensitivität=75,71%; Spezifität=85,02%). Fazit: Zufriedenstellende psychometrische Eigenschaften konnten für beide Instrumente bestätigt werden. Die vorgeschlagenen Cut-off-Werte für die CIUS ermöglichen eine erste grobe Klassifikation, die in weiteren Studien, insbesondere in repräsentativen Stichproben, zu validieren ist.

Literatur: [1] Widyanto, L. & Mcmurran, M. (2004). The psychometric properties of the Internet Addiction Test. Cyberpsychology & Behavior, 7, 443-445. [2] Meerkerk, G. J., Van Den Eijden, R., Vermulst, A. A. & Garretsen, H. F. L. (2009). The Compulsive Internet Use Scale (CIUS): Some Psychometric Properties. Cyberpsychology & behavior, 12, 1-6. [3] Kreuzer, A., Westram, A., Jeske, C., Bischof, G., Meyer, G., John, U. & Rumpf, H.-J. (im Druck). Problematisches und pathologisches Glücksspielen in der Allgemeinbevölkerung. In F. Wurst, N.Thon & K. Mann (Eds.), Glücksspielsucht. Ursachen - Prävention - Therapie. Göttingen: Hogrefe.