Z Gastroenterol 2011; 49 - V34
DOI: 10.1055/s-0031-1285171

Prospektive Studie zur Häufigkeit des kolorektalen Karzinoms bei der symptomatischen Koloskopie versus der Vorsorgekoloskopie: Ein online gestützter Vergleich im Rahmen eines integrierten Versorgungsprojektes

I Blumenstein 1, W Tacke 2, 3, N Filmann 4, H Bock 3, E Lieber 1, C Weber 2, 3, S Zeuzem 1, O Schröder 1
  • 1Medizinische Klinik 1, Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Germany
  • 2Gemeinschaftspraxis Dres. Wolfgang Tacke, Christoph Weber, Stephan Dols, Königstein, Germany
  • 3Gastroenterologie Hessen e.G., Frankfurt am Main, Germany
  • 4Institut für Biostatistik und mathematische Modellierung, Klinikum und Fachbereich Medizin der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Germany

Einleitung: In einer Interimsanalyse konnten wir zeigen, dass das Vorliegen malignitätssuspekter klinischer Symptome keinen Einfluss auf die Häufigkeit neoplastischer Veränderungen im Kolon hat.

Das Ziel der vorliegenden Studie war es, an einer größeren Patientenkohorte zu untersuchen, ob Unterschiede in der Karzinomprävalenz zwischen ambulanten Screeningkoloskopieteilnehmern und symptomatischen Patienten, die sich einer Koloskopie unterziehen, bestehen. Zudem wurde die alters- und geschlechtsbezogene Prävalenz sowie Stadienverteilung der diagnostizierten kolorektalen Karzinome zwischen beiden Kohorten verglichen.

Methodik: Im Rahmen eines integrierten Versorgungsprojektes unter Teilnahme von 49 gastroenterologischen Fachpraxen in Hessen, die in einer Genossenschaft (Gastroenterologie Hessen e.G.) organisiert sind, und der BKK Taunus bzw. BKK Gesundheit erfolgte im Zeitraum 1.10.2008 bis 30.09.2010 eine Web-basierte Online-Dokumentation der Ergebnisse ambulant durchgeführter Koloskopien. Dabei wurden die Ergebnisse der ambulanten Untersuchungen von insgesamt 1075 Patienten im Alter von ≥55 Jahren (56% Frauen, 44% Männer) aus der symptomatischen Koloskopie alters- und geschlechtsgematcht im Verhältnis 1:5 mit 5375 Datensätzen von Vorsorgekoloskopieteilnehmern verglichen.

Ergebnisse: Die Karzinomprävalenz war mit 13 (1,21%) der Patienten mit Symptomen vs. 48 (0,89%), die sich einer Vorsorgekoloskopie unterzogen hatten, bei beiden Kohorten gleich (Odds Ratio 1,36, Teststärke 0,99 für ein Δ von max. 2%). Es fanden sich keine Unterschiede in Bezug auf die alters- und geschlechtsbezogene Erkrankungshäufigkeit. Hinsichtlich der Stadieneinteilung gemäß UICC befanden sich im UICC Stadium I 23% der symptomatischen Patienten vs. 37% der Vorsorgepatienten. Im UICC Stadium II waren es 27% vs. 33%, im Stadium III 18% vs. 20% und im Stadium IV 6% vs. 5%.

Schlussfolgerung: Die vorliegenden Ergebnisse sprechen nicht für einen statistisch signifikanten Unterschied in der Karzinomprävalenz bei ambulant durchgeführten symptomatischen Koloskopien und Vorsorgekoloskopien und unterstreichen erneut die Bedeutung der Vorsorgekoloskopie für die Prävention des kolorektalen Karzinoms.