Z Gastroenterol 2011; 49 - V35
DOI: 10.1055/s-0031-1285172

Implikationen für Surveillance-Untersuchungen durch Prävalenzdaten des bayerischen Koloskopieregisters für fortgeschrittene Histologien

F Kolligs 1, A Crispin 2, A Munte 3, A Graser 4, U Mansmann 2, B Göke 1
  • 1Medizinische Klinik II, Klinikum der Universität München, München, Germany
  • 2Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, Universität München, München, Germany
  • 3Kassenärztliche Vereinigung Bayern, München, Germany
  • 4Institut für klinische Radiologie, Klinikum der Universität München, München, Germany

Einleitung: Mittels Kapselendoskopie (KE) und CT-Colonografie (CTC) können Neoplasien des Kolons identifiziert werden. Studien untersuchen den Einsatz von CTC und KE als Screeninginstrumente. Der Nutzen dieser Verfahren in der Kolonkarzinom- und Adenom-Nachsorge ist unklar.

Ziele: Identifikation von Risikofaktoren für fortgeschrittene Neoplasien. Untersuchung der Zweckmäßigkeit bildgebender Verfahren für Surveillance.

Methodik: Das Koloskopieregister der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern umfasst für 2006 bis 2008 insgesamt 802.966 ambulante Untersuchungen. Analysiert wurden 178.305 Screeningkoloskopien, 37.834 Untersuchungen aufgrund eines positiven Hämocculttestes (FOBT+), 81.877 post-Polypektomie- und 26.896 Karzinom-Nachsorge-Untersuchungen. Bei Doppeluntersuchungen wurde nur die erste Koloskopie eingeschlossen. Die Klassifikation erfolgte nach der größten Läsion. Es wurde ein logistisches Regressionsmodell entwickelt.

Ergebnis: In 143.850 (41,5%) der 324.912 Koloskopien fand sich ≥1 Läsion. In 50,04% der Fälle war die Läsion <5mm, in 28,98% 5–9mm und in 14,8% >9mm. In 3.808 (2,65%) Fällen fand sich ein Karzinom, in 25.580 (17,78%) Fällen ein fortgeschrittenes Adenom. Die Karzinomprävalenz war 0,5% in Läsionen <5mm, 1,16% in Läsionen 5–9mm und 5,16% in Läsionen >9mm. Verglichen mit Läsionen <5mm haben Läsionen 5–9mm und Läsionen >9mm eine Odds Ratio (OR) von 2,27 (95% Konfidenzintervall, 1,90–2,72) bzw. von 8,56 (7,29–10,05), dass es sich histologisch um Karzinome handelt. Verglichen mit Screeningkoloskopien ist die OR, dass es sich bei einer identifizierten Läsion um ein Karzinom oder ein fortgeschrittenes Adenom handelt bei einer FOBT+ Koloskopie 2,77 (2,43–3,17) bzw. 1,46 (1,35–1,58), bei einer Krebsnachsorge-Koloskopie 0,81 (0,61–1,07) bzw. 0,93 (0,84–1,04) und bei einer Adenom-Nachsorgeuntersuchung 0,29 (0,24–0,36) bzw. 0,85 (0,81–0,90).

Schlussfolgerung: Die Polypengröße ist mit einem erhöhten Risiko für das Vorliegen einer fortgeschrittenen Histologie korreliert. Nach Polypektomie, aber nicht nach Karzinomresektion, ist das Risiko, dass ein bei einer Kontrollkoloskopie gefundener Polyp eine fortgeschrittene Histologie aufweist, geringer als bei einer Screeningkoloskopie. KE und CTC können begründbar für Screening und Surveillance eingesetzt werden.