Z Gastroenterol 2011; 49 - V37
DOI: 10.1055/s-0031-1285174

Postinfektiöses Reizdarmsyndrom bei Kindern nach Salmonelleninfektion? Bevölkerungsrepräsentative Daten aus der KiGGS-Studie

A Unverdorben 1, J Schwille-Kiuntke 1, U Ellert 2, S Zipfel 1, P Enck 1
  • 1Universitätsklinikum Tübingen, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen, Germany
  • 2Abteilung für Epidemiologie, Gesundheitsberichterstattung, Robert Koch-Institut, Berlin, Germany

Einleitung: Es gibt Belege dafür, dass bei Erwachsenen gastrointestinale Infektionen einen Risikofaktor für die Entstehung eines postinfektiösen Reizdarmsyndroms (PI-RDS) darstellen, aber über die Folgen von GI-Infektionen bei Kindern weiß man nur wenig. Es ist weder geklärt, ob gastrointestinale Infektionen bei Kindern dieselben Risiken für die Entwicklung abdomineller Beschwerden bergen wie bei Erwachsenen, noch welche Risikofaktoren bei Kindern zur Entwicklung eines PI-RDS prädisponieren. Die bundesweite repräsentative Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (KiGGS) des Robert Koch-Institutes (Berlin) erfasst den Gesundheitszustand sowie die Lebensumstände von über 15 000 Kindern und Jugendlichen in Deutschland.

Ziele und Methoden: Wir verglichen 643 Kinder und Jugendliche (50,1% Jungen) aus der KIGGS-Kohorte (N=15878, 51% Jungen), bei denen eine zurückliegende Infektion mit Salmonellen berichtet wurde, mit Gleichaltrigen ohne eine solche Infektion hinsichtlich soziodemographischer Aspekte, Schmerzen, Lebensqualität sowie emotionaler Probleme und Verhaltensauffälligkeiten mittels Chi2-Test und T-Test.

Ergebnisse: Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund und aus dem Westen Deutschlands waren in der Salmonellen-Gruppe unterrepräsentiert.

Drei bis 10-jährige Kinder mit einer Salmonelleninfektion in der Vorgeschichte hatten signifikant häufiger Bauchschmerzen (31,7% versus 21,9%, F=10,986; p<0,001) und Kopfschmerzen (27,2% versus 15,1%, F=22,057; p<0,001).

Drei bis 10-jährige Kinder der Salmonellen-Gruppe wiesen eine geringere Lebensqualität in allen Subskalen auf (körperliches Wohlbefinden, psychisch, Freunde, Familie, Schule, Selbstwert). Ein signifikanter Unterschied ergab sich nur in Bezug auf das körperliche Wohlbefinden (t=2,181, p=0,029). Beim Vergleich derselben Gruppen fanden wir häufiger emotionale Probleme in der Salmonellen-Gruppe (t=3,967, p≤0,001).

Fazit: Im Gruppenvergleich zeigten sich substantielle Unterschiede zwischen Kindern mit und ohne Salmonelleninfektion – vor allem bezüglich Schmerzen.

Weitere (prospektive) Studien sind notwendig, um einen eventuellen Reporting Bias zu minimieren und einen kausalen Zusammenhang zwischen gastrointestinaler Infektion und postinfektiösen Beschwerden bei Kindern zu belegen.