Z Gastroenterol 2011; 49 - V71
DOI: 10.1055/s-0031-1285207

Prävalenz und Einflussfaktoren des metabolischen Syndroms nach Lebertransplantation

N Lohse 1, MF Sprinzl 1, A Weinmann 1, H Tönissen 1, J Schattenberg 1, PR Galle 1, G Otto 2, M Schuchmann 1
  • 1I. Medizinische Klinik, Universitätsmedizin, Mainz, Germany
  • 2Abteilung für Leber- und Transplantationschirurgie, Universitätsmedizin, Mainz, Germany

Hintergrund: Die Überlebensraten nach Lebertransplantation (OLT) sind in den letzten Jahrzehnten durch den medizinischen Fortschritt stetig gestiegen. Dies offenbart jedoch Langzeitkomplikationen infolge kardio-vaskulärer Erkrankungen, welche mit dem metabolischen Syndrom (MetS) vergesellschaftet sind. Aufgrund der Bedeutung des MetS haben wir in dieser Studie die Risikofaktoren und die Prävalenz des metabolischen Syndroms in einer deutschen Kohorte transplantierter Patienten untersucht.

Ziel: Ziel der Studie war es die Prävalenz des MetS und seiner Subvariablen nach OLT aufzudecken, sowie Einflussfaktoren des MetS zu identifizieren.

Methoden: Es wurden 113 Patienten, die von 2004 bis 2008 lebertransplantiert worden waren, retrospektiv untersucht. Nach OLT wurden über 2 Jahre klinische Parameter, potentielle Einflussfaktoren und Medikamente erfasst. Das MetS wurde anhand der Vorgaben des „National Cholesterol Education Program ATP III„ definiert. Berücksichtigt wurden zudem die Nebendiagnosen: Adipositas, Hyperlipidämie und Bluthochdruck. Primärer Endpunkt war ein MetS nach zwei Jahren.

Ergebnis: Die Prävalenz des MetS lag vor OLT bei 13,3% und stieg zwei Jahre nach OLT auf 47,8% (p<0,001). Die erhöhte MetS Prävalenz konnte nach Analyse der Subvariablen besonders auf eine erhöhte Inzidenz der Hypertonie und Dyslipoproteinämie nach OLT zurückgeführt werden.

Als relevante Einflussfaktoren für die Diagnose des MetS nach OLT wurde in der univariaten Analyse das Empfängeralter (p=0,03), der HbA1c-Wert (p=0,006) und die Hypertonie vor OLT (p=0,004) identifiziert. Die multivariate Analyse bestätigte vor allem den HbA1c-Wert (p=0,001) und eine Glukokortikoid-Einnahme von über 120 Tagen nach OLT (p=0,013) als Risikofaktoren. Adipositas (p=0,042) und Hypertonie (p=0,045) als Bestandteil des MetS erreichten hingegen nur eine grenzwertige Signifikanz.

Schlussfolgerung: Das MetS zeigt nach OLT eine deutlich erhöhte Prävalenz und betrifft fast die Hälfte der OLT-Patienten. Es wurden klinische Faktoren identifiziert, die eine Risikoabschätzung für das MetS nach OLT zulassen. Durch Kenntnis dieser könnten in Zukunft vorbeugende Lebensstil-Interventionen und angepasste immunsuppressive Therapieschemata eingesetzt werden, um der Manifestation des MetS vorzubeugen.