Z Gastroenterol 2011; 49 - V78
DOI: 10.1055/s-0031-1285214

Multizentrische Ergebnisse der operativen Therapie gastroenteropankreatischer neuroendokriner Tumoren in der BRD: Ergebnisse des deutschen NET-Registers

N Begum 1, A Pascher 2, DK Bartsch 3, S Maasberg 4, M Krausch 5, F Weber 6, M Niedergethmann 7, S Noe 8, C Bürk 1, UF Pape 4, PE Goretzki 9, J Hoffmann 10, A Raffel 5
  • 1UKSH Campus Lübeck, Klinik für Chirurgie, Lübeck, Germany
  • 2Charité – Campus Virchow Klinikum, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin, Germany
  • 3UKGM, Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Marburg, Germany
  • 4Charité – Campus Virchow Klinikum, Hepatologie und Gastroenterologie, Berlin, Germany
  • 5Heinrich-Heine Universität, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, Düsseldorf, Germany
  • 6Universitätsklinikum Essen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Essen, Germany
  • 7Uniklinik Mannheim, Klinik für Chirurgie, Mannheim, Germany
  • 8TU München, rechts der Isar, Gastroenterologie, München, Germany
  • 9Lukas Krankenhaus, Chirurgische Klinik, Neuss, Germany
  • 10LMU Klinikum Großhadern, Chirurgische Klinik und Poliklinik, München, Germany

Einleitung: Neuroendokrine Tumore (NET) des Gastrointestinaltraktes sind selten und heterogen in ihrer Manifestation.

Ziel: Das deutsche NET-Register erhebt multizentrisch Daten zur Epidemiologie, Therapie, Prognose und Risikofaktoren von NET-Patienten (Pat) in der BRD.

Methodik: Das NET-Register erfasst in 32 Zentren die Daten histologisch gesicherter NET-Pat seit 1999. Die retrospektive Datenerfassung erfolgt seit 1999 und wird seit 2004 prospektiv fortgeführt.

Ergebnis: 2358 Patienten wurden von 1999–2010 erfasst. Das mittlere Follow-up lag bei 34,5 Monaten. Das Durchschnittsalter bei Erstdiagnose (ED) betrug 56,4 Jahre. Häufigste Primärlokalisationen waren Pankreas (33%), Dünndarm (24%), CUP (14%), Colorectum (8%), Magen (7%) und Appendix (4%). Eine synchrone Metastasierung lag bei ED in 46% vor. Ein funktionelles Syndrom lag bei 40% vor; diese setzten sich aus Karzinoidsyndrom (48%), Insulinomsyndrom (31&), Zollinger-Ellison-Syndrom (15%) und anderen (VIPom, Glukagonom etc.) zusammen. 1809 (77%) Pat erhielten eine chirurgische Therapie, davon 1694 (94%) als erste Therapie überhaupt. 47% der Patienten wurden nur operiert, 53% erhielten mindestens eine weitere Therapieform. Als nicht-operative Ersttherapie erhielten 18% eine Biotherapie, 6% eine Chemotherapie und 3,4% eine PRRT. 16% verstarben während des Beobachtungszeitraum. Die 2-, 5- und 10-Jahresüberlebensraten (JÜR) der gesamten Kohorte liegen bei 86%, 77% und 61%. Bei begrenzter Tumorlast (Stadium I-IIIa), erfolgter OP und OP in kurativer Intention war das Outcome jeweils hoch signifikant günstiger (p<0,001). Ebenso (z.T. hoch-) signifikant war der Resektionsstatus (R0 vs. R1 vs. R2 vs. Rx) mit einer Prognoseverschlechterung assoziiert (mind. p<0,05) unabhängig davon ob Primarien oder Metastasen in kurativer Intention reseziert wurden.

Schlussfolgerung: Das NET-Register ermöglicht erstmalig multizentrisch die Abbildung der verbesserten Prognose kurativ operierter NET in der BRD und damit den besonderen Stellenwert der Resektion. Sie erlaubt den Vergleich mit palliativ behandelten Pat und die Charakterisierung prognostisch relevanter Faktoren und Subgruppen. Weitere Datenaquisition und -auswertung werden detailliertere Analysen und eine verbesserte Therapiestratifizierung ermöglichen.