Z Gastroenterol 2011; 49 - V115
DOI: 10.1055/s-0031-1285251

Wahrscheinlichkeit für metachrone Peritonealkarzinose beim kolorektalen Karzinom in Abhängigkeit von relevanten Risiko-Faktoren anhand der Daten von 2701 Patienten.

AG Kerscher 1, M Gasser 1, J Dörfer 1, CT Germer 1, U Mäder 1, JOW Pelz 1
  • 1Uniklinik Würzburg, Chirurgische Klinik I, Würzburg, Germany

Einleitung: Bei geringer ausgeprägtem Befall kann die Behandlung von Peritonealkarzinose (PC) eines kolorektalen Karzinoms durch moderne multimodale Therapie erfolgreich sein. Die rechtzeitige Identifizierung von Risikopatienten wird so zunehmend relevant. Die Wahrscheinlichkeit, beim kolorektalen Karzinom eine PC zu entwickeln soll anhand von klinischen und histologischen Parametern bestimmt werden. Hierfür wird ein Tumorregister der Universitätsklinik Würzburg ausgewertet, das über einen Zeitraum von 30 Jahren über einen Follow-up-Vollständigkeitsindex von über 0,9 verfügt.

Methoden: Datenbasis bilden Patienten mit PC zwischen 1980 bis 2009 exklusive derer mit synchroner PC. Eine mehrstufige halbparametrische mutivariate Ereignis-Zeit-Analyse nach Cox wurde durchgeführt mit Aufnahme aller potentiellen Einflussfaktoren und im 2. Schritt Analyse mit allen signifikanten Faktoren. Als potentielle Einflussfaktoren wurden T-Stadium (T1/2 vs. T3/4), Lokalisation (Kolon vs. Rektum), Histologie (Siegelringzell vs. andere), Ausbreitung (L oder V nach TNM, Tumorperforation) und Alter bei Diagnose, sowie Geschlecht untersucht.

Ergebnisse: Von 2701 Patienten mit kolorektalem Karzinom entwickelten 150 eine metachrone PC, davon 130 innerhalb von 5 Jahren nach Primärdiagnose. Die „Geschlecht„, „Tumorperforation„ und „L oder V nach TNM„ sind nicht signifikant und wurden aus dem Modell entfernt. Für sämtliche insgesamt möglichen 4×24 (96) Kombinationen von Faktoren, jeweils für einen Zeitraum von 2 und 5 Jahren, wurden die kumulativen Wahrscheinlichkeiten errechnet und in Tabellenform ausgegeben. Die höchste Wahrscheinlichkeit über 5 Jahre besteht für einen unter 50-jährigen Patienten mit Siegelringzellkarzinom des Kolons mit pT3/4 mit 37%, die geringste für 70-jährige Patienten mit T1/2-Rektumkarziom (Adenokarzinom G2 oder G3) mit knapp 2%.

Diskussion: Für die Entwicklung einer metachronen PC beim kolorektalen Karzinom konnten die Risikofaktoren Alter, Siegelringzell, T-Stadium (T3/T4) und Lokalisation (Kolon vs. Rektum) identifiziert werden. Für jede Verkettung dieser Faktoren kann für den einzelnen Patienten das individuelle Risikos abgeschätzt werden, eine PC zu entwickeln. Konsequenzen daraus bestehen in der Therapie, Nachsorge und als Grundlage für Studien.