Z Gastroenterol 2011; 49 - V131
DOI: 10.1055/s-0031-1285267

Psychoedukation in der Hepatitis C-Behandlung opiatabhängiger, substituierter Patienten: Eine multizentrische, quasi-randomisierte Studie

CS Schmidt 1, M Backmund 2, B Schulte 1, D Gansefort 1, J Gölz 3, N Scherbaum 4, U Verthein 1, J Reimer 1
  • 1Zentrum für interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg (ZIS), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • 2Praxiszentrum im Tal, München, Germany
  • 3Praxiszentrum Kaiserdamm, Berlin, Germany
  • 4Klinik für abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, LVR-Klinikum Essen, Kliniken der Universität Duisburg-Essen, Essen, Germany

Opiatabhängie Patienten weisen die höchsten Prävalenzraten chronischer HCV-Infektionen auf. In der antiviralen Therapie gilt diese Patientengruppe zumeist als „schwierig„, was zum Teil auf erhöhte Abbruchraten sowie psychiatrische Komorbiditäten zurückzuführen ist. Daher ist ein speziell zugeschnittenes Behandlungssetting erforderlich, das auch psychosoziale Unterstützung mit einschließt.

In der multizentrischen, quasi-randomisierten PERMIT-Studie (Psychoeducation reaches HCV-infected Methadone/Buprenorphine substituted Patients in Standard Antiviral Treatment; registriert bei clinicaltrials.gov unter NCT00844272) wurde der Einfluss von Psychoedukation (PE) auf den Verbleib in der antiviralen Therapie (Retention) sowie das anhaltende virologische Ansprechen (SVR) untersucht. Die Stichprobe umfasste n=189 Patienten in Substitutionsbehandlung, die im Rahmen der Studie eine antivirale Standardtherapie mit pegyliertem Interferon-α und Ribavirin erhielten. Die Behandlungsdauer betrug je nach Genotyp (GT) entweder 24 Wochen (GT 2/3) oder 48 Wochen (GT 1/4). Patienten der Interventionsgruppe (n=82) erhielten zusätzlich regelmäßige, manualisierte PE-Sitzungen, während die Kontrollgruppe (n=107) nur die antivirale Standardbehandlung durchlief.

Ergebnisse: Bei GT 1/4-Patienten zeigte sich in der PE-Gruppe eine signifikant verringerte Anzahl an Behandlungsabbrüchen (23,7% vs. 44,6%; p=0,038). Weiterhin wiesen GT 1/4 Patienten, die das Kriterium von mindestens 5 tatsächlich besuchten PE-Sitzungen erfüllten, signifikant erhöhte SVR-Raten auf (70,6% vs. 48,3%; p=0,037). Für Patienten mit GT 2/3, die insgesamt höhere Retentions- und SVR-Raten zeigten, konnte kein Effekt der PE nachgewiesen werden. Multivariate logistische Regressionsanalysen konnten diese Ergebnisse bestätigen und weitere Prädiktoren für Retention und SVR ermitteln, wie z.B. Alter, psychische Vorbelastung oder das Auftreten unerwünschter Ereignisse.

Schlussfolgerung: Bei Patienten, die aufgrund eines ungünstigeren HCV-Genotyps oder psychischer Vorbelastung ein erhöhtes Risiko für Therapieabbrüche aufweisen, trägt die PE zu einer Verbesserung der Retentions- und SVR-Raten bei. PE kann daher als effektive unterstützende Intervention in der HCV-Behandlung opiatabhängiger Patienten bewertet werden.