Z Gastroenterol 2011; 49 - P022
DOI: 10.1055/s-0031-1285294

Die „Kiel-Klassifikation„ des Magenkarzinoms: Vorschlag zu einer neuen Stadiengruppierung

VS Warneke 1, HM Behrens 1, JT Hartmann 2, H Held 3, T Becker 4, N Schwarz 5, C Röcken 1
  • 1UKSH Campus Kiel, Institut für Pathologie, Kiel, Germany
  • 2UKSH Campus Kiel, Med. Klinik II, Internistische Onkologie, Kiel, Germany
  • 3Friedrich-Ebert-Krankenhaus, Klinik für Hämatologie, Onkologie und Nephrologie, Neumünster, Germany
  • 4UKSH Campus Kiel, Klinik für allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie, Kiel, Germany
  • 5Friedrich-Ebert-Krankenhaus, Klinik für Chirurgie, Neumünster, Germany

Einleitung: Das Magenkarzinom ist weltweit die zweithäufigste zum Tode führende Krebserkrankung, da es oft erst in fortgeschrittenen Stadien entdeckt wird. Die 7. Auflage der TNM-Klassifikation enthält für das Magenkarzinom zahlreiche Änderungen.

Ziele: Wir untersuchten den Einfluss der neuen TNM-Klassifikation auf die klinische Stadieneinteilung und die Prognoseabschätzung des Magenkarzinoms.

Methodik: Aus dem Archiv des Instituts für Pathologie wurden alle Patienten mit einem histologisch gesicherten Adenokarzinom des Magens und ösophagogastralen Übergangs herausgesucht. Von allen 554 gefundenen, zwischen 1997 und 2009 resezierten Patienten lagen Überlebens- und Sterbedaten vor. Alle Fälle wurden nachklassifiziert. Wir untersuchten anhand zahlreicher klinisch-pathologischer Patientencharakteristika die Unterschiede zwischen der 6. und 7. Auflage der TNM-Klassifikation.

Ergebnisse: Signifikant korrelierten das Alter bei Diagnose, der histologische Tumortyp, das Grading, das T-Stadium, das N-Stadium sowie die klinische Stadiengruppierung mit dem Überleben, ohne einen Unterschied zwischen der 6. und 7. Auflage der TNM-Klassifikation aufzuweisen. Wir stellten fest, dass die Stadieneinteilung des Magenkarzinoms nicht den generellen Vorgaben der UICC entspricht und die Biologie des Magenkarzinoms nicht angemessen widerspiegelt. Alle zwischen Stadium I und IIIB gelegenen Stadienstufen enthalten sowohl nodal-positive als auch nodal-negative Karzinome. Anhand unserer Daten und analog zur UICC haben wir deshalb eine neue, prognostisch relevante Stadieneinteilung entworfen: Tumoren ohne Lymphknotenmetastasen wurden Stadium I (medianes Überleben 123±42 Monate) und Stadium II (50,3±9,2) zugeordnet, jene mit Lymphknotenmetastasen einem Stadium III (15,7±1,6) und Stadium IV (6,5±0,7). Die Kaplan-Meier-Kurven der modifizierten Tumorstadien zeigten signifikante Unterschiede zwischen den Untergruppen.

Schlussfolgerung: Im Vergleich zur 6. und 7. Auflage der TNM-Klassifkation zeigt die „Kiel-Klassifkation„ der Stadieneinteilung eine verbesserte prognostische und therapeutische Relevanz und kann Auswirkungen auf die zukünftige onkologische Behandlung (z.B. adjuvante Chemotherapie) haben.