Z Gastroenterol 2011; 49 - P059
DOI: 10.1055/s-0031-1285331

Schwere GI-Blutungen aus Dünndarm-Angiektasien: Häufigkeit und Patienencharakteristika bei obskuren GI-Blutungen innerhalb eines Videokapselendoskopie-Kollektives

M Steckstor 1, T Brechmann 2, W Schmiegel 1, 2, C Pox 1
  • 1Medizinische Universitätsklinik Bochum Knappschaftskrankenhaus, Bochum, Germany
  • 2Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bochum, Gastroenterologie und Hepatologie, Bochum, Germany

Einleitung: GI-Blutungen aus Angkeitasien des Dünndarms gehören zu den häufigsten Ursachen von obskuren Blutungen und sind von ansteigender Inzidenz.

Trotz zunehmender Expertise in der Dünndarm-Enteroskopie gelingt nicht bei allen Patienten eine Sanierung. Ferner besteht ein Neubildungsrisiko im weitern Verlauf. Die führt bei einer Reihe Patienten zu einer chronisch-rezidivierendem Erkankung mit häufiger Substitutionspflichtigkeit und stationären Aufenthalten. Für diese Gruppe von Angiektasiepatienten wäre eine medikamentöse Therapie wünschenswert, allerdings besteht kein durch größeren Studien abgesichertem Behandlungs-standart.

Ziele: Ermittlung der Häufigkeit und Charakteristika von Angiektasiepatienten mit schwerem Verlauf innerhalb eines Patientenkollektives mit obskurer GI-Blutung.

Methodik: Retrospektive Auswertung von 184 Patienten mit obskurer GI-Blutung und durchgeführter Videokapsel von 2003 bis 2010.

Ergebnis: In 184 Kapselendoskopien zeigten sich in 34% d. Fälle Angiektasien, in 24% sonst. Blutungsquellen und in 35% Normalbefunde, 7% d. Kapsel waren nicht auswertbar. In 24 von 60 Angiektasiepatienten (42%) lagen komplizierte Fälle mit rezidivierenden Blutungen (>2/Jahr) aus multiplen Angiektasien (>3 Läsionen) vor. Das mittlere Alter dieser lag bei 70 Jahren, 9 waren weiblich und 15männlich, der mittlere Hb-Wert bei 8,9g/dl, 18/24 Patienten waren transfusionspflichtig. In 16/24 Fällen handelt es sich um internistisch multimorbide Patienten, 12/24 bekamen Thrombozytenaggregation und 6/24 waren effektiv antikoaguliert, bei 4/24 lag eine präterminal oder terminale Niereninsuffizienz vor. Ein sog. Heyde-Syndrom konnte bei 4/24 Patienten diagnostiziert werden.

Schlussfolgerung: Es zeigt sich, dass klinisch kompliziert verlaufende Fälle bei 40% alle Angiektasie-Patienten zu finden sind und bezogen auf alle obskuren GI-Blutungen in gut 15% d. Fälle anzutreffen sind. Es handelt sich überwiegend um multimorbide ältere Patienten unter Blutgerinnungs-hemmender Medikation. Bei insgeamt ansteigender Inzidenz von Angiektasiepatienten scheint es zu einer klinisch relevanten Patientenzahl zu kommen, die von einer systemischen Therapie z.B. mit Angiogeneseinhibitoren profitieren könnten, sodass kontrollierte Studien diesbezüglich notwendig erscheinen.