Z Gastroenterol 2011; 49 - P129
DOI: 10.1055/s-0031-1285401

Neoplastische und nichtneoplastische Kolonschleimhautveränderungen (NPS/NNS) bei Typ 2 Diabetes (T2D) und Adipositas (A)-Vergleich von Risikogruppen und Screeningstrategien

H Allgayer 1, 2, S Eube 1, A Crispin 3, M Ott 4, B Göke 5
  • 1Rehaklinik Ob der Tauber, Schwerpunkt Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen, Bad Mergentheim, Germany
  • 2Ludwig-Maximilians-Universität München, Großhadern, München, Germany
  • 3Ludwig Maximilians Universität München, Institut für Biometrische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, München, Germany
  • 4Institut für Pathologie Caritas Krankenhaus, Bad Mergentheim, Germany
  • 5Ludwig-Maximilians-Universität München, Großhadern, Medizinische Klinik II, München, Germany

Einleitung: Zahlreiche epidemiologische Studien belegen, dass T2D und A jeweils mit einem erhöhten Risiko für NPS (Polypen, low/high grade Adenome, Karzinome) und NNS (Hyperplasien) assoziiert sind: Unklar bleibt, ob T2D im Vergleich zu A alleine als weiterer Risikofaktor betrachtet werden kann und welche Screeningstrategien bei diesen Risikogruppen zu bevorzugen sind: Koloskopie nach positivem Hämokkult (Kolo+H) vs. primäre Koloskopie ohne Hämokkult (Kolo-H). Wir haben daher bei Patienten mit T2D+A und solchen mit A ohne T2D (A-T2D) vergleichend untersucht, ob 1.) bei T2D+A NPS/NNS häufiger auftreten als bei A-T2D und ob 2.) unterschiedliche Häufigkeiten von NPS/NNS bestehen bei Kolo+H vs. Kolo-H.

Methoden: Zweiteilige, monozentrische Querschnittsstudie; Teil 1 (Jan 2006-Juli 2007): Patienten mit T2D+A (BMI >25,0kg/m2) bzw. A-T2D wurde ein Hämokkult angeboten mit anschließender Koloskopie bei positivem Ergebnis; Teil 2 (Juli 2007-Juli 2010): allen T2D+A und A-T2D Patienten wurde eine primäre Koloskopie angeboten ohne Hämokkulttestung. Klinische, demographische, Diabetes- und NPS/NNS-bezogene Parameter der Gruppen wurden verglichen (deskriptive/nicht-deskriptive Statisitk, SPSS Version 9,0).

Ergebnisse: Studie 1: N=182 Patienten, T2D+A: N=145; die Häufigkeit von NPS/NNS war bei T2D+A nicht signifikant verschieden von der bei A-T2D: 43,3% vs. 39,9%, p=0,7027; auch hinsichtlich der koloskopischen Lokalisation und des Histologie der NPS/NNS ergaben sich keine Unterschiede. Studie 2: In der Kolo+H (N=150) wurden bei 45,3% der Pat. NPS/NNS gefunden, bei Kolo-H (N=33) 34,09% (p=0,058); keine Unterschiede bezüglich koloskopischer Lokalisation bzw. Histologie der NPS/NNS.

Schlussfolgerungen: Unsere Ergebnisse zeigen, dass NPS/NNP bei T2D+A gleich häufig auftreten wie bei A-T2D, so dass T2D im Vergleich zu A kein zusätzlicher Risikofaktor zu sein scheint. Durch ein kombiniertes Screening scheint die Detektionssrate zumindest tendenziell verbessert zu sein. Diese Ergebnisse müssen noch an größeren, möglichst populationsbezogenen Patientengruppen überprüft werden, bevor weitere Screeningempfehlungen gegeben werden können.