Z Gastroenterol 2011; 49 - P219
DOI: 10.1055/s-0031-1285490

All-Trans-Retinolsäure (ATRA) wirkt anti-proliferativ und chemo-additiv in den Ösophagus-und Magen-Karzinomzelllinien OE19, OE33, NCI-N87 und AGS

CC Schimanski 1, A Hofmann 1, R Allami 1, S Hamdi 1, O Lyros 1, DG Drescher 1, M Möhler 1, PR Galle 1, H Lang 1, I Gockel 1
  • 1Interdisziplinäres translationales onkologisches Labor der Klinik und Poliklinik für Allgemein- und Abdominalchirurgie und der I. Med. Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Germany

Einleitung: All-Trans-Retinolsäure (ATRA) reguliert das Wachstum und die Differenzierung von humanen Zellen. Der Einsatz erfolgt klassischerweise in der Therapie der akuten myeloischen Leukämie (AML M3) und ist bei dieser Entität höchst effektiv.

Ziele: Ziel unserer Untersuchung war die Evaluation des Einflusses von ATRA auf die Chemosensitivität von Ösophagus- und Magen-Karzinomzelllinien.

Methodik: Die Zelllinien OE19 (human caucasian oesophageal carcinoma), OE33 (Barrett's carcinoma), NCI-N87 (human gastric carcinoma), AGS (human gastric adenocarcinoma) wurden kultiviert und mit ATRA (2µM) therapiert. Die Proliferation wurde unter Kontrolle (DMSO) oder ATRA (2µM) quantifiziert. Die Chemosensitivität wurde für ATRA in Kombination mit verschiedenen Zytostatika [5-FU (1mg/ml), Oxaliplatin (0,5mg/ml), Irinotecan (1mg/ml), Cisplatin (1mg/1ml) und Docetaxel (1mg/ml in NaCl 0,9%)] bestimmt. Die Expression der Retinolsäure-Rezeptoren RAR-alpha, -beta und -gamma wurde zu unterschiedlichen Zeitpunkten mittels PCR evaluiert.

Ergebnis: Im nativen Zustand wurde RAR-alpha von allen Zelllinien gleich stark, RAR-beta von OE33 und NCI-N87 stark, jedoch von OE19 und AGS nur schwach exprimiert. RAR-gamma lag in OE19, OE33, NCI-N87 sowie AGS nur schwach exprimiert vor.

Alle untersuchten Zelllinien zeigten eine zelllinienspezifische verminderte Proliferation durch die Behandlung mit ATRA. In AGS-Zellen führte die ATRA Monotherapie innerhalb von 48h zu einer kompletten Apoptose.

Die Kombination von ATRA mit den Zytostatika ergab substanz- und -zellspezifische additive Proliferations-Inhibitionen. In OE33- und NCI-N87-Zellen führte die Kombination von ATRA mit Docetaxel zu einer additiven Wachstumshemmung. Unter Kombination von ATRA und Irinotecan bei den Zelllinien OE19 und NCI-N87 ergab sich ebenfalls eine additive Hemmung der Proliferation.

Die Expression von RAR-alpha in AGS-Zellen und RAR-beta in OE19-Zellen war durch Zugabe von ATRA signifikant kompensatorisch erhöht.

Schlussfolgerung: ATRA ist eine potentielle neue Option in der Therapie von ösophago-gastralen Malignomen. Insbesondere die Kombination mit klassischen Chemotherapeutika sollte in klinischen Studien evaluiert werden.