Z Gastroenterol 2011; 49 - P248
DOI: 10.1055/s-0031-1285519

Kachexie vs. Adipositas: Wie beeinflussen Körpermasse und Körperfett-Verteilung den postoperativen Verlauf nach Pankreatioduodenektomie?

T Pausch 1, W Hartwig 1, T Swolana 1, U Hinz 1, B Bundy 2, T Hackert 1, L Grenacher 2, MW Büchler 1, J Werner 1
  • 1Uniklinik Heidelberg, Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Germany
  • 2Uniklinik Heidelberg, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Heidelberg, Germany

Einleitung: Die Prognose nach Pankreatikoduodenektomie aufgrund eines primären Adenokarzinoms des Pankreas wird nicht nur vom Tumor und vom Chirurgen bestimmt, sondern auch vom körperlichen Gesamtzustand des Patienten. Ziel unserer Studie war, den Einfluss von Körpermasse und Körperfett-Verteilung des Patienten auf den postoperativen Verlauf zu untersuchen.

Methoden: Von 408 Patienten mit primärem Pankreaskarzinom, die in unserer Abteilung zwischen 2001 und 2010 eine Whipple-Operation erhielten, wurden präoperativ angefertigte Computertomografien und MRTs des Abdomens doppelt-verblindet auf folgende Parameter hin ausgewertet: Dicke des Bauchwandfettes, des Hüftgürtelfettes, und des viszeralen Fettes sowie die Situs-Tiefe (=Hautoberfläche-Pfortader Abstand). Diese und präoperative Parameter wie Körpergewicht und Körpergröße wurden zu größenhomogenen Subgruppen stratifiziert. Postoperative Parameter wie Mortalität, nicht-chirurgische und chirurgische Komplikationen (verzögerte Magenentleerung, Pankreasfistel, Anastomoseninsuffizienz, intraabdomineller Abszess und Wundinfektion) wurden aus einer prospektiven Datenbank extrahiert und statistisch mit Körpermasse und Körperfett-Verteilung korreliert.

Ergebnisse: Die perioperative Gesamtmortalität betrug 3%. Patienten mit niedrigem Body mass index (BMI) hatten eine signifikant höhere 90-Tage Mortalität (p<0,05) und gleichzeitig eine höhere Rate an Komplikationen und Relaparotomien. Im Gegensatz dazu zeigte sich bei Patienten mit einer hohen Bauchwandfett-Dicke eine signifikante Reduktion der Krankenhaus-Mortalität (p=0,019) und 90 Tages-Mortalität (p=0,007). Diese Patienten hatten zudem tendenziell weniger chirurgische Komplikationen und Relaparotomien und signifikant weniger intraabdominelle Abszesse (p<0,05). Hüftgürtelfettdicke, Viszeralfettdicke und die „Tiefe„ des OP-Situs hatten keinen signifikanten Einfluss auf das postoperative Outcome.

Schlussfolgerung: Unsere Studie demonstriert ein schlechteres Outcome nach Whipple'scher Operation bei kachektischen Patienten mit niedriger Körpermasse und wenig Körperfett. Entgegen bisheriger Studien haben in unserem Zentrum adipöse Patienten keine erhöhte perioperative Mortalität und Morbidität. Der negative Einfluss der Pankreaskarzinom-assoziierten Kachexie unterstreicht die Notwendigkeit einer perioperativen dietätischen Optimierung bei diesem Patientenkollektiv.